Sabsi: „Ich denke nicht nach, wie alt ich bin“

Am Freitag vollendet Sabrina FILZMOSER ihr 40. Lebensjahr. Seit 18 Jahren ist die Welserin im Weltjudo aktiv und erfolgreich. Olympia, jetzt 2021 in Tokio, ist noch ein erstrebenswertes Ziel. Wir stellen „Sabsi“ in unserer Serie „Menschen im Judo“ aus Anlass ihres runden Geburtstags näher vor.

Menschen im Judo – Sabrina FILZMOSER

Was haben Otto Schenk und Sabrina Filzmoser gemeinsam? Beide geboren am 12. Juni. Zwar ist die Bühnen-Legende 50 Jahre älter als unser Matten-Star, aber „Evergreens“ sind beide allemal. Ja, „unsere“ Sabsi ist am Freitag 40. Und kein bisschen müde. Denn als erster weiblicher ÖJV-Judoka will die aus Thalheim bei Wels stammende Frau „Doktor des Internationalen Managements“ im Juli 2021 zum vierten Mal auf olympische Judomatten. Mit den fünf Ringen hat Filzmoser, die zweimal WM-Dritte (2005 in Kairo und 2010 in Tokio) war und zwei EM-Titel (2008 in Lissabon und 2011 in Istanbul) eroberte, noch eine Rechnung offen. Bei ihren drei bisherigen Spielen schaute lediglich ein siebenter Platz (2012 in London) heraus. Da hat eine Weltklasse-Athletin schon andere Ansprüche …

2002 stand Sabsi beim „Tornoi de Paris“ als Dritte erstmals auf dem Podest eines großen Judoturniers. Ein Jahr später holte sie in Düsseldorf mit EM-Bronze ihr erstes Edelmetall bei Titelkämpfen. Vor allem von 2005 bis 2011 eilte sie von Erfolg zu Erfolg. Zuerst WM-Bronze, dann 2008, in Lissabon, ihre erste EM-Goldene, nur 55 Minuten nach dem Triumph von Ludwig Paischer. 2010 Silber bei der Heim-EM in Wien (wie auch „Lupo“) und WM-Bronze in Tokio. 2011 dann der zweite EM-Titel, drei Wochen nach dem Tod der unvergessenen Claudia Heill. „Ich widme die Goldmedaille Claudia“, sagte Filzmoser damals. Ihre bislang letzte EM-Medaille: 2014 Bronze in Montpellier. Rückblickend sagt sie: „WM-Medaillen sind etwas Besonderes. Aber zweimal Europameisterin zu werden, einmal gemeinsam mit Lupo, dann im Gedenken an Claudia, topt diese beiden WM-Medaillen noch.“ Dazu muss man wissen: Zu ihren zwei Goldenen holte Sabsi bei Europaeisterschaften noch zweimal Silber und fünfmal Bronze – neun EM-Podestplätze!

Warum aber, um Gottes Willen, tust du dir mit 40, nächstes Jahr sogar mit 41, noch einmal Olympia an? Die letzte EM-Medaille liegt sechs Jahre zurück, und 2019 bist du als älteste Medaillen-Gewinnerin auf der World Tour (Bronze beim Grand Prix in Budapest) in die Geschichte eingegangen! „Weil ich glaube, dass ich immer noch gut genug bin, an einem guten Tag um Medaillen mitzukämpfen. Und ob ich 40 bin oder 41, ist irrelevant. Ich denke nicht nach, wie alt ich bin.“ Das senden ohnehin die Knochen und Sehnen ans Gehirn. „Ich weiß, dass es immer schwieriger wird, mitzuhalten. Aber ich kann mich drauf einstellen. Ich gehe dafür jeden Tag an meine Grenzen. Und es macht mir immer noch Spaß.“

Bewundernswert, unsere Sabsi. Und liebenswert. Da hat sie noch etwas mit Otto Schenk gemeinsam. Sie gilt als die „Mutter unseres Judoteams“, sie ist weltweit beliebt. Warum, versucht sie selbst zu erklären: „Weil ich glaube, bodenständig zu sein, hilfsbereit und die Leistungen anderer Menschen wertschätze.“ Erst im Vorjahr bekam sie den Fair-Play-Preis der IJF („das hat mich schon stolz gemacht“) für ihre Entwicklungsprojekte im Himalaya-Gebiet. Dort war die begeisterte Bergsteigerin (sie bestieg mit dem Manaslu, 8163 m, den achthöchsten Berg der Erde) erstmals 2005, freundete sich mit den Einheimischen an und gründete in Nepal und Bhutan mehrere Judoklubs. Sabsi sammelte Matten und Judogis, stattete ihren „Everest Judo Club“ und andere aus. Sie freut sich: „Bei Olympia in Tokio wird Bhutan erstmals im Judo dabei sein. Die IJF hat den bhutanischen Verband aufgenommen.“

Derzeit aber, in Corona-Zeiten, ist alles anders. Die letzten beiden Wochen war Filzmoser mit dem ÖJV-Nationalteam auf Trainingscamp im Sporthotel Kogler in Mittersill und konzidiert „einen perfekten Aufbau, viel Kondition getankt. Ich fühle mich richtig relaxt.“ Man müsse sich auf die Situation einstellen, das Beste draus machen. Und als notorische Optimistin, die auch auf der Internet-Plattform „Mutmacherin.at“ zu finden ist, glaubt Sabsi auch, dass a) im Herbst das „normale“ Training in den Vereinen wieder möglich sein wird, dass b) die auf 8. bis 10. November in Prag verschobene EM stattfinden wird und dass es c) im nächsten Jahr in Tokio für sie noch einmal um einen olympischen Erfolg gehen wird. Dafür wünschen wir unserer Sabsi schon heute das Allerbeste – und zum 40er einfach nur „Alles Gute und xund bleiben!“

Foto: ÖJV/Oliver Sellner

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