Inals späte Genugtuung

Von Olympia in Paris war er als russischer Judoka ausgeschlossen, jetzt feierte Inal Tasoev beim Grand Slam-Turnier in Bercy eine späte Genugtuung – er gewann die Klasse über 100 Kilo. Am zweiten Tag des ersten internationalen Höhepunkts im neuen Jahr ging Japan ohne Gold von der Tatami. Sieben Gewichtsklassen mit Siegern aus sieben verschiedenen Ländern. Übrigens: Österreich war in Paris nicht dabei.

Einst, im Juniorenbereich, matchte sich Tasoev oft mit Österreichs Schwergewichtler Stephan Hegyi. Der Wiener gewann aber kein einziges der zehn Duelle mit dem nun 26-Jährigen. Tasoev wurde Weltmeister 2023, zweimal Europameister (2021, 2024) und wäre bei Olympia wohl ein harter Konkurrent für Frankreichs Topstar Teddy Riner geworden. Doch das Russische Olympische Komitee zog die Nennung seiner Olympia-Judoka für Paris zurück, nachdem das IOC nur vier der 17 sportlich qualifizierten russischen Judoka zulassen wollte. So blieb Tasoev der Start im „Champ de Mars“ verwehrt – jetzt kehrte er in die französische Metropole, unter der IJF-Flagge, zurück und gewann das Top-Turnier. Im Finale gelang Tasoev gegen Seungyeob Lee (KOR) nach 17 Sekunden im Golden Score mit einem herrlichen Sasae-Tsurikomi-Ashi (Beinwurf) die Entscheidung. Eine späte Genugtuung für einen absoluten Star auf der IJF World Tour.

Sieben Gewichtsklassen am Sonntag und Sieger aus sieben Nationen (CAN, ESP, FRA, IJF, KOR, POR, UAE) – mit einigen Überraschungen. So blieb Japan goldlos (einmal Silber, dreimal Bronze), dazu gab es – wie schon Samstag – Premierensiege. Etwa für Francois Gauthier-Drapeau – der 27-jährige Kanadier ist zwar schon Panamerika-Meister, aber auf der IJF World Tour hatte er bisher noch nie gewonnen. Oder der „Beute-Russe“ Dzafar Kostoev (bis 100 Kilo), der für die Vereinigten Arabischen Emirate zwar schon Asien-Meister war, aber auch bisher ohne Gold auf der Tour. Oder Patricia Sampaio (POR), die bis 78 Kilo im Finale die topgesetzte Israelin Inbar Lanir schlug und so ihren ersten Grand Slam-Titel holte. Ein anderer Top-Gesetzter, Matthias Casse (BEL / Nr. 2 im IJF-Ranking) wurde bis 81 Kilo Dritter. Und die Kategorie, in der unsere zweifache Olympia-Medaillengewinnerin Michaela Polleres als Nummer 1 gesetzt gewesen wäre (bis 70 Kilo), ging an die „waschechte“ Spanierin Ai Tsunoda Roustant – sie hat schon Grand Slam-Gold, gewonnen 2023 in Bercy.

Am Ende gewann Frankreich (3/3/9) die Medaillenwertung – auch dank der Sonntag-Siegerin Lea Fontaine (über 78 kg) – knapp vor Japan (3/3/5) und Korea (1/2/0). Dahinter reihen sich die Vereinigten Arabischen Emirate (1/1/0) und Aserbaidschan (1/0/2) ein. Je eine weitere Goldene holten Kanada, Spanien, Portugal und Usbekistan sowie der unter IJF-Flagge angetretene Tasoev. Ab morgen gibt es in Paris noch ein Trainingscamp, bei dem auch Österreichs Asse dabei sein werden.

Foto: Inal TASOEV (weiß) - von Olympia verbannt, jetzt in Paris siegreich - @IJF / Emanuele Feliciantonio

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