Ernst Raser dankt ab und sagt DANKE!

Er ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten im österreichischen Judo der letzten 50 Jahre. Aber jetzt dankt Ernst Raser als Präsident des Landesverbandes Wien ab und sagt DANKE! Der einstige Erfolgstrainer der ÖJV-Damen, zuletzt auch Vizepräsident im ÖJV, und seit elf Jahren Chef des Wiener Verbandes, wird bei der Freitag stattfindenden Jahreshauptversammlung seine Funktion niederlegen und an Horst Felzl übergeben. Aus Altersgründen, wie Raser sagt. Lesen Sie im nachstehenden Interview, wie der heute 78-Jährige über sein Leben, das von Judo geprägt war, denkt und was für ihn die größten Momente seiner Karriere waren.

Ernst, eigentlich stünden Neuwahlen erst 2023 an. Warum hörst du als Präsident des Judo-Landesverbandes Wien schon ein Jahr früher auf?

Raser: „Weil ich jüngeren Leuten Platz machen will und kein Sesselkleber bin. Ich glaube, dass wir im Wiener Judo in den elf Jahren meiner Präsidentschaft einiges weitergebracht haben und dass ich einen geordneten Verband übergeben kann.“

Was siehst du als deine größten Erfolge als Präsident der JLV Wien?

„In meiner Ära haben wir Prämien für Erfolge ins Leben gerufen und ein Punktesystem eingeführt, das eine gerechte Verteilung der Förderungen sichergestellt hat. Für mich standen immer die Judoka im Vordergrund. Ihnen die Möglichkeit zu geben, gut zu trainieren und an Wettkämpfen teilzunehmen, war mir immer wichtig. Ich kann sagen, dass Wien in allen Bereichen zu den erfolgreichsten Landesverbänden Österreichs zählt.“

Gibt es auch etwas, was dir nicht gelungen ist?

„Ja, leider. Es ist uns nicht gelungen, die Mitgliederzahlen zu erhöhen. Da kam uns natürlich auch die COVID-Pandemie in die Quere. Wir müssen, wenn wir dieses Virus besiegt haben, sehr intensiv daran arbeiten, dass wieder mehr Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene für unseren Sport begeistert werden können.“

Du warst als Trainer Regionaltrainer für die Ostregion, Verbandskapitän, Nationaltrainer für Frauen und Männer, Vereinstrainer und, und, und. Was war aus deiner Sicht das Highlight?

„Natürlich die Zeit als Nationaltrainer. Ich wurde ja schon mit etwa 30 Jahren dazu bestellt, zuerst für Frauen und Männer, ab 1976 nur noch für Frauen. Aber da sind die größten Erfolge gelungen. Alle aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen. Es waren sehr viele in meinen 20 Jahren als Nationaltrainer.“

Was waren aus deiner Sicht die absoluten Highlights? Worauf bist du noch stolz?

„Es gibt drei Höhepunkte. 1976 bei der Damen-EM in Oberlaa ist es gelungen, zwei Österreicherinnen ins Finale einer Gewichtsklasse zu bringen. Etwas, was seither nie wieder gelungen ist. Natürlich die WM 1980 im New Yorker Madison Square Garden mit dreimal Gold und einmal Platz 5, wobei mein Verein mit den beiden Goldenen von Gerda Winklbauer und Edith Simon der erfolgreichste der ganzen WM war. Und 1982 bei der EM in Oslo mit vier von acht möglichen Titelgewinnen. Ich bin auch stolz darauf, dass es – gemeinsam mit der US-Amerikanerin Rusty Kanogoki – gelungen ist, Damenjudo salonfähig und letztlich olympisch zu machen.“

Judo ist fast alles in deinem Leben, aber eben nicht alles. Kommt wieder ein Buch?

„Ja, geschrieben ist es schon. Es heißt „Lebenszufälle“ und erzählt eine Familiengeschichte, die sich über zwei Weltkriege bis kurz vor die Jahrtausendwende zieht. Um es auf den Markt zu bringen, brauche ich aber noch einen Verleger. Naja, und dann wandere ich gern. Vor allem im Rax-/Schneeberggebiet. Das werde ich jetzt, wenn ich wieder mehr Zeit habe, öfters tun.“

Wie siehst du die Zukunft des Judo in Wien und was erhoffst du dir?

„Ich wünsche natürlich dem neuen Vorstand Alles Gute, viel Erfolg und Glück bei seinen Handlungen. Es ist in Zeiten wie diesen, wo vor allem Kontakt-Sportarten durch die Pandemie gelitten haben und immer noch leiden, nicht leicht. Aber ich denke, es wird ein junges Team auch die notwendige Tatkraft einbringen.“

Dann danke ich ganz persönlich für die tolle Zusammenarbeit und wünsche dir vor allem Gesundheit!

Interview: Josef LANGER

Ernst Raser: geboren am 31.8.1943. Mit Judo begonnen bei Berufsschulen Nippon, später Kwizda Langenzersdorf sowie bei seinem eigenen Verein (hatte mehrere Namen – JGV Sport Dobias, JGV Schuh Ski, JGV Raser). 1972 bis Ende 1975 Nationaltrainer Frauen und Männer, danach (ab 1976) bis 1991 Frauen-Nationaltrainer. Vizepräsident im LV Wien, ab 2011 Präsident, Vizepräsident im ÖJV (2019 bis 2021).

Judo-Präsident Ernst RASER mit Pressereferent Josef „Joe“ LANGER beim Interview-Gespräch

In eigener Sache

Das war der letzte Artikel, den ich als Pressereferent des Judo LV Wien auf diese Homepage gestellt habe. Ich werde, gemeinsam mit Ernst Raser, meine Funktion beenden. Nach etwa 20 Jahren Pressechef im ÖJV und über zehn Jahren im Landesverband höre auch ich auf, weil ich von der neuen Gruppe nicht mehr auf die Liste gesetzt wurde. Ich bedanke mich bei den Vorstandskollegen, Trainern und Judoka, insbesondere aber beim Webmaster dieser Homepage, für die gute Zusammenarbeit, wünsche meinen Nachfolgern Alles Gute und dem Wiener Judosport für die Zukunft viel Erfolg. – Joe Langer

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