„Ich bin einfach nur stolz!“ Das waren die ersten Worte von Stephan Hegyi nach seinem dritten Platz in der Klasse über 100 Kilo beim Grand Prix in Zagreb. Exakt nach 1.366 Tagen und seiner langen Verletzungspause stand der Wiener vom SC Hakoah wieder auf einem Podest auf der IJF-World Tour. „Wir sind auf dem richtigen Weg – step by step“, sagt ÖJV-Headcoach Yvonne Snir-Bönisch. Das gesteckte Ziel ist klar: Olympia-Qualifikation für Los Angeles 2028.
Schon einmal, 2021 in Tokio, war der nun 27-Jährige beim größten Sportereignis. Olympia 2024 in Paris war wegen seiner Verletzungen sehr bald kein Thema. Nach zwei Kreuzbandrissen und einem Achillessehnenriss war und ist der Weg zurück ein schwieriger und steiniger. „Wir haben den Fehler gemacht, ihn unbedingt nach Paris bringen zu wollen. Dann kam die nächste Verletzung – jetzt bauen wir Stephan langfristig und behutsam auf Neues vor“, gesteht Snir-Bönisch ein. Dafür hat man sich der Erfahrung von Leichtathletik-Experte Gregor Högler bedient. Der Trainer von Speerwerfer Lukas Weißhaidinger hat Hegyi einige zusätzliche Krafttrainingseinheiten verpasst. Alles natürlich abgesprochen mit Stephans Heimtrainer Axel Eggenfellner, der sich über den Erfolg seine Judoka freilich auch sehr gefreut hat.
Bei seinem Comeback hatte man im Vorjahr Hegyi zunächst bei den weniger stark besetzten European Open eingesetzt. Da gab es zwei dritte Plätze in Rom und Laibach und heuer einen zweiten Platz in Warschau. Doch auf der World Tour wollte es (noch) nicht klappen. Erst jetzt, in Zagreb, wo er vor acht Jahren mit Silber seine erste Grand Prix-Medaille geholt hatte (übrigens mit einer Final-Niederlage gegen Frankreichs Superstar Teddy Riner), sollte es klappen. Mit einem Sieg über den topgesetzten Ukrainer Yevheniy Balyevskyy und im Kampf um Bronze gegen den starken Franzosen Tieman Diaby und nur einer – sogar unnötigen – Niederlage gegen den späteren Sieger Kanan Nasibov (AZE). „Ich war schon so kaputt“, klingt Hegyis Kommentar eher entschuldigend. „An Stephans judospezifischen Ausdauer müssen wir noch feilen“, sagt Snir-Bönisch, die freilich mit ihrem Schützling sehr zufrieden war.
Was Hegyi, der 2018 und 2019 schon EM-Dritter war, aber später durch seine Verletzungen zurückgeworfen wurde, für seine „zweite Judo-Karriere“ noch am meisten fehlt? „Ich muss im Kraft-Ausdauer-Bereich noch einiges aufholen“, sagt der Hakoah-Judoka. „Im Griffkampf muss ich mich auch noch verbessern, und ich muss mich auf der Matte besser und mehr bewegen.“ Den um fast 30 Kilo schwereren Franzosen erwischte er mit seinem Beinfeger im richtigen Moment. „Ich dachte, es ist Ippon, drum bin ich nicht gleich auf den Osaekomi gegangen.“ Da muss Stephan noch konsequenter werden!
Wie geht es nun weiter? Am Samstag steigt Hegyi in Gmunden für UJZ Mühlviertel beim Final Four der Bundesliga auf die Tatami und trifft im Semifinale gleich auf Galaxy-Schwergewicht Movli Borchashvilli. Das kann schon ein spannendes Duell um den Finaleinzug werden. Eine Woche später ist der 132 Kilo schwere Judoka – wie auch der in Zagreb versilberte Bernd Fasching (bis 81 Kilo) – beim Grand Slam in Abu Dhabi im Einsatz. „Dann ist für heuer Schluss“, sagt Hegyi, der das letzte Grand Slam-Turnier in Tokio, den berühmten Kano-Cup (6./7. Dezember) auslässt. „Yvonne hat gesagt, wir sollen es nicht übertreiben.“
Denn das große Ziel ist Los Angeles 2028. Dann ist Hegyi 30 und im „idealen Alter“ für einen Schwergewichtler. Und er will alles diesem Ziel unterordnen – step by step …
Foto: Stephan HEGYI (ganz rechts) erstmals seit 1.366 Tagen, seit dem 19. Februar 2022, in Zagreb wieder auf dem World Tour-Podest - @IJF / Gabriela Sabau
