„Gold? Nur über mich!“

Seit 14 Monaten hat er keinen Wettkampf bestritten, jetzt fühlt er sich wieder fit. Und Shamil Borchashvili, der schon Olympia-, WM- und EM-Bronze hat, wagt für die am Freitag in Budapest beginnende Judo-WM sogar eine Kampfansage für seinen Auftritt am Montag in der Klasse bis 81 Kilo: „Die Goldmedaille führt nur über mich!“ Seine Entscheidung, 2024 zugunsten seines Bruders Wachid auf Olympia zu verzichten, sei „die beste in meiner Judo-Karriere“ gewesen. Die morgige Auslosung ist ihm egal. „Wenn du Weltmeister werden willst, musst du alle schlagen!“

Olympia-Bronze 2021 in Tokio, WM-Bronze 2022 in Taschkent und EM-Bronze Ende April 2024 – drei Medaillen bei Großereignissen. „Was ich in fünf Jahren im Judo erreicht habe, ist krass“, sagt Shamil, der vor zwei Tagen 30 Jahre wurde. Am 9. Juni, an seinem Geburtstag, vor vier Jahren war sein erster WM-Auftritt in Budapest im Achtelfinale gegen den früheren iranischen Weltmeister Saeid Mollaei (jetzt AZE) abrupt beendet. Im Jahr 2025 soll es in der gleichen Halle, in der Laszlo-Papp-Arena, weiter und am besten ganz nach vorne gehen. Und zwar möglichst gleich in der ersten Runde gegen einen der Top-Favoriten. „Ich will gleich entweder den dreifachen georgischen Weltmeister Tato Grigalashvili oder den zweifachen japanischen Olympiasieger Takanori Nagase„, sagt Borchashvili, „weil ich kann und habe schon alle geschlagen und will das auch in Budapest.“ Vor einem aber hat er großen Respekt, weil er noch nicht gegen ihn gekämpft hat: Timur Arbuzov (IJF), ein erst 21-jähriger Russe, schon Vize-Weltmeister 2024 und heuer in Podgorica erstmals Europameister. „Gegen ihn zu kämpfen wäre auch spannend“, sagt der Welser.

Aber, Shamil, wie soll das nach 14 Monaten Pause gehen? „Die Wettkampferfahrung ist ja da, die bleibt. Und ich habe alle meine Verletzungen auskuriert, habe jetzt wieder das Feuer in mir, freue mich schon riesig auf diese Herausforderung.“ Ob es für ihn sozusagen der Beginn einer „zweiten Karriere“ wird? Das lässt Borchashvili offen. „Jetzt kommt mal die WM. Dann schauen wir weiter. Die Olympia-Qualifikation geht erst im nächsten Jahr richtig los, bis dahin werde ich entscheiden, ob ich noch bis Olympia weitermache.“ Da könnte ihm auch einer aus der eigenen Mannschaft im Weg stehen: der Wiener Bernd Fasching, 2024 überraschend WM-Siebenter. Der auch am Montag in Budapest auf die Matte steigen wird. „Bernd ist stark, hat viel Potenzial für die Zukunft“, lobt Shamil den 21-jährigen Galaxy-Judoka, heuer GP-Dritter in Linz.

Auch ÖJV-Headcoach Yvonne Snir-Bönisch hält viel von Fasching. „Wenn er die Leistung bringen kann, die er in Linz gezeigt hat, ist Bernd abermals für eine Überraschung gut.“ Die Deutsche schwärmt aber vom zweiten Wiener WM-Starter, Movli Borchashvilli. „Der ist eine kleine Wundertüte“, lacht Snir-Bönisch. „Er ist bei weitem nicht der größte, nicht der schwerste Schwergewichtler – aber er ist schnell wie ein 66-Kilo-Judoka. So kann er allen gefährlich werden.“ Übrigens: Im abschließenden Mixed-Bewerb wird Lubjana Piovesana nicht mehr dabei sein. Denn die Ex-Britin fliegt schon am Dienstag, einen Tag nach ihrem Auftritt bis 63 Kilo, aus privaten Gründen nach England.

Marius Vizer wiedergewählt

Beim IJF-Kongress in Budapest wurde Marius Vizer am Mittwoch zum sechsten Mal zum Präsidenten des Weltverbandes gewählt. Der gebürtige Rumäne, der auch die österreichische Staatsbürgerschaft hat und in der IJF offiziell als Österreicher geführt wird, bedankte sich für das Vertrauen und versicherte, auch in den kommenden vier Jahren voll und ganz für die IJF und den weltweiten Judosport zur Verfügung zu stehen.

MORGEN: Alles über und rund um die WM 2025 in Budapest

Foto: Auf geht´s nach Budapest zur WM für ÖJV Sportdirektor Markus MOSER, Lubjana PIOVESANA, Shamil BORCHASHVILI und ÖJV-Headcoach Yvonne SNIR-BÖNISCH - @joe

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