Unfassbare 24 Minuten: Abe darf zu Olympia

Am Sonntag fand im Kodokan zu Tokio ein Judokampf statt, der auch ein WM-Finale hätte sein können. Aber nur einer der beiden japanischen Weltmeister bis 66 Kilo darf im Juli 2021 auf olympische Matten steigen. Im Entscheidungsduell setzte sich der zweifache Weltmeister Hifumi Abe gegen den aktuellen Weltmeister von Tokio 2019, Joshiro Maruyama, mit Waza-ari durch. Nach unfassbaren 24 (!!!!) Minuten, davon exakt 20 im Golden Score. Jetzt darf Abe, gemeinsam mit seiner Schwester Uta Abe, zu Olympia, und Maruyama muss zuschauen …

„Ihre Sorgen möchten wir haben“, heißt es in einem Werbeslogan einer bekannten Versicherung. Die Sorgen der Japaner: Wir haben in einer Judo-Gewichtsklasse zwei Weltmeister, aber nur einer von ihnen darf bei den Olympischen Spielen antreten. Und so kam es am Sonntag zu diesem Ausscheidungskampf Abe gegen Maruyama. Die beiden kennen einander seit der Jugendzeit und von unzähligen Trainings. Bei der WM 2019 im Budokan von Tokio hatte Maruyama im Semifinale gegen Abe gewonnen und holte später Gold, Abe „nur“ Bronze. Nach vier Minuten keine Wertung und keine Strafen. Abe (Weltmeister 2017 und 2018) war der etwas Aktivere, aber auch Maruyama hatte seine Chancen. Im Golden Score handelten sich die beiden jeweils zwei Shidos ein, ein drittes wäre das Ende gewesen. Und als sich die Uhr der 20:00-Marke näherte, setzte Maruyama einen Wurf an, wurde aber von Abe mit einem O-uchi-gari gekontert, für den es Waza-ari gab. Nach exakt 20:00 Minuten im Golden Score und 24:00 gesamt. Unfassbar!

Welche Bedeutung dieser Sieg für Abe (stellte im Head-to-Head gegen Maruyama auf 4:4) hatte, wurde nach dem Duell augenscheinlich. Der 23-Jährige brach in Tränen aus, umarmte seine Betreuer, konnte sich auch auf der anschließenden Pressekonferenz nicht zurückhalten. Der Kampf hatte für großes Medien-Interesse in Japan gesorgt und war live vom TV übertragen worden. Und auch im Internet war dieses Event über You Tube weltweit zu sehen:

Foto oben: Hifumi Abe (im blauen Judogi) gegen Joshiro Maruyama im Entscheidungskampf im Kodokan. - Aufnahme aus dem Internet / You Tube

Ähnliche Beiträge

  • Dan-Prüfung in Corona-Zeiten

    Der Judo-Sport hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Durch die CORONA-Maßnahmen war/ist die Ausübung von Judo nur für Leistungssportler möglich. Die Turnierdichte und die Anzahl der Trainingslager hält sich aber auch hier in Grenzen. Und so hat der ÖJV diese „Lücke“ genützt, um für Kaderangehörige eine Dan-Prüfung zu ermöglichen und zwar im Bundesstützpunkt Linz. An…

  • Wien verlor Finale knapp

    Wiens Judoka holten beim Unter-17-Bundesländercup in St. Johann/Pongau Silber. Im Finale gegen Oberösterreich1 gab es eine denkbar knappe Niederlage – beim 6:6 entschied nur die bessere Unterbewertung (60:57) gegen das Mixed-Team aus der Bundeshauptstadt. Wien hatte in der Vorrunde gegen die Steiermark 8:3 und gegen Oberösterreich2 mit 7:5 gewonnen, im Semifinale gab es ebenfalls einen…

  • Wie einst in Lissabon

    Sensationen sind das Salz in der Suppe des Sports. Sternstunden gibt es allerorten bestenfalls alle paar Jahre. Eine solche gab es am Samstag in der Hauptstadt des in Europa eher unbekannten Landes Tadschikistan. In Duschanbe feierte das kleine rot-weiß-rote Team beim Grand Slam, dem vorletzten Turnier vor der WM in Abu Dhabi (19. bis 24….

  • In großen Fußstapfen – Bronze für Grabner

    Bei der Unter-21-EM in Luxembourg durfte eine Österreicherin über Edelmetall jubeln – und trat dabei schon in große Fußstapfen. Lisa Grabner (@EJU) holte Bronze – in der selben Gewichtsklasse wie die abgetretene „Grand Judo Dame“ Sabrina Filzmoser. Und sie kommt aus dem Verein, in dem die Olympia-Zweite Michaela Polleres aufgewachsen ist – vom JC Wimpassing….

  • 6x Platz 7 bei EM U23

    Fast könnte man sagen: alle guten Dinge sind 6. An diesem Wochenende fanden in Sarajevo (BIH) die Europameisterschaften U23 statt. Insgesamt gingen 300 Judoka (175 Männer, 125 Frauen) aus 40 Nationen an den Start. Österreich war mit 14 Nachwuchshoffnungen dabei. Das ÖJV-Team zeigte sowohl in den Einzelbewerben, als auch im Mixed-Team bewerb durchaus sehr gute…