Pacher: „War selbst überrascht“

Bumm! Jo Pacher knallt seinen georgischen Finalgegner Bekauri auf die Matte – Studenten-Weltmeister!

Völlig überraschend hat Johannes „Jo“ Pacher am Donnerstag in Neapel die Goldmedaille bei der Universiade gewonnen. Im Interview mit „judo-vienna.at“ gibt der 23-jährige Wiener zu: „Ich war selbst überrascht.“ Mit diesem Triumph hat sich Pacher für die WM Ende August in Tokio qualifiziert, auch Olympia ein Jahr später in Japans Hauptstadt ist nun ein Thema. Erfrischend die technische Vielseitigkeit Pachers – auch darüber spricht er im nachstehenden Interview mit JLV-Pressereferent Josef (auch „Joe“) Langer.

Jo, herzliche Gratulation nochmals. Wir waren sehr überrascht über deinen tollen Erfolg. Du auch?

Jo Pacher: „Ja, ich war selbst überrascht. Das Teilnehmerfeld in der 90-Kilo-Klasse war sehr stark. Der Ungar Toth, der Brasilianer, Unter-21-Weltmeister Bekauri. Da wusste ich, dass es schwer werden würde, überhaupt eine Medaille zu gewinnen.“

Und dann hast du mit deinen Spezialtechniken – Ura Nage und Sangaku – zugeschlagen …

„Nein, eigentlich nicht. Ich habe einen Kampf mit Ashi Waza, einen mit Ko-uchi-gari, einen mit drei Shidos des Gegners und einen mit Festhalter gewonnen. Erst im Finale ist mir dieser Ura Nage geglückt, und das schon nach einer halben Minute. Ich bin natürlich sehr glücklich darüber.“

Aber du bist einer unserer wenigen männlichen Judoka, die einen Kampf im Stand UND am Boden gewinnen können. Warum ist das so?

„Ich hab als Judo-Kind den Standkampf nicht so gemocht und bald gemerkt, dass ich am Boden leichter einen Ippon machen konnte. Ich glaube, viele Judoka sind nicht oder zuwenig am Ne-waza interessiert, weichen dem Bodenkampf aus. Ich suche ihn, wenn ich merke, dass es im Stand nicht so leicht ist, den Gegner zu werfen. Und da habe ich mir halt im Ne-waza-Bereich mit der Zeit viel Routine erworben.“

Du trainierst in letzter Zeit viel in Israel, weil du dort auch deine Freundin hast, die im isrealischen Judo-Nationalteam steht. Hat sich das auf deine Leistung in Neapel ausgewirkt?

Ja, das hat sich bestimmt positiv ausgewirkt. Ich bin da etwas nördlich von Tel Aviv, in Nethanya, beim College Wingate und hab dort viele Trainingspartner. Das Training ist hervorragend und ich hab mich sicher sportlich weiter entwickelt. Ich danke dafür auch dem Bundesheer, dass ich über so lange Zeit in Israel trainieren kann. Dazu kommt das ganze Umfeld – die Freundin, das schöne Wetter dort, das Meer – da spielt sich einiges auch im Kopf ab. Ja, momentan läufts wirklich gut.“

Leider gibt es für einen Studenten-Weltmeister keine Punkte fürs IJF-Ranking. Aber jetzt bist du für die WM qualifiziert – wird da plötzlich Olympia für dich ein Thema?

„Ich weiß es nicht, ob ich für die WM qualifiziert bin. Aber ich hoffe es. Jetzt fliege ich mal Sonntag zurück nach Tel Aviv und komme zu den Grand Prix´s im Juli nach Budapest und Zagreb. Da will ich natürlich auch Quali-Punkte holen, und Ende August die WM kämpfen. Dann schauen wir weiter. Natürlich ist mein großes Ziel Olympia, noch dazu im Mutterland des Judosports.“

Lieber Jo, dafür wünschen wir dir einfach nur Alles Gute, hoffen auf weitere Erfolge und dass du verletzungsfrei bleibst.

Danke – und danke auch für die vielen Glückwünsche, die mich erreicht haben. Ich war gestern nachher ein bissl durcheinander. Doping-Kontrolle, dann noch was essen gehen, und, und, und – bin spät ins Bett gekommen und hab noch gar nicht alles gesehen. Danke!

Ähnliche Beiträge

  • Olympiasiegerin neuer ÖJV-Headcoach

    2004 war sie Judo-Olympiasiegerin, 2021 wird sie neuer ÖJV-Headcoach! Die Deutsche Yvonne Bönisch (Foto: privat) setzte sich unter 25 Kandidaten aus 16 Ländern durch und wird ab kommenden Jahr in Österreich arbeiten. Bönisch, eine der besten Freundinnen der unvergessenen Claudia Heill, wird ihre Tätigkeit im Olympia-Stützpunkt Linz aufnehmen. Derzeit ist die Potsdamerin noch Damen-Trainerin in…

  • „Lulu´s“ neue Heimat

    Sie ist gebürtige Britin. War für ihr Land Unter-23-Europameisterin 2018 und holte ein Jahr davor Bronze bei der Junioren-WM. Doch irgendwann lernte Lubjana Piovesana einen Vorarlberger kennen und lieben und wechselte ins „Ländle“. Ihrem „König“ Laurin Böhler sei Dank, dass er die talentierte Judokämpferin nach Österreich holte. Seit anderthalb Jahren ist die 27-Jährige nun Österreicherin…

  • Der „falsche Vili“?

    Im Teil 5 der Serie „Unsere 6 in Paris“ geht es um ein Kuriosum. Denn Wachid Borchashvili, der 25-jährige Judoka aus Wels, vertritt Österreich bei den Olympischen Spielen bis 81 Kilo, obwohl sein Bruder Shamil in dieser Kategorie weit besser klassiert ist. Aber nachdem der „Familienrat“ beschlossen hatte, dass Wachid in Paris auf die Matte…

  • Papa ist immer dabei

    Sie ist seit sieben Jahren absolute Weltspitze, zweifache Mixed-Olympiasiegerin, Welt- und fünffache Europameisterin, und wohl einer der Stars bei der am Freitag in Budapest beginnenden Weltmeisterschaft – Romane Dicko, 25-jährige Französin im Schwergewicht, Pendant ihres berühmten Landsmannes Teddy Riner. Und „die Dicke“ hat auch ein Erfolgsgeheimnis: „Mein Papa ist immer dabei, er ist quasi meine…