Utas bittere Tränen

Die olympischen Judo-Bewerbe haben ihre erste echte Sensation! Am Sonntag, dem zweiten Tag in der Champ-de-Mars-Arena in Paris, schied mit Uta Abe (JPN) der wohl sicherste Gold-Tipp aller Frauen-Kategorien in der Klasse bis 52 Kilo schon in der zweiten Runde mit einer Ippon-Niederlage gegen die Nummer 1 der Welt, Diyora Keldiyorova (UZB), aus. Die 24-jährige Olympiasiegerin von Tokio 2021 war danach einem Nervenzusammenbruch nahe, ihre Bezwingerin ist die neue Olympiasiegerin. Utas Bruder Hifumi Abe machte es bis 66 Kilo viel besser – der 26-Jährige, der vor drei Jahren mit seiner Schwester am selben Tag über Olympia-Gold in Tokio jubelte, gewann das Finale bis 66 Kilo gegen den Brasilianer Willian Lima mit zwei Waza-ari und holte sein zweites Einzel-Gold!

Eigentlich unglaublich, dass die vierfache Weltmeisterin bei Olympia unplatziert den Heimflug antreten muss. Es rächt sich damit wohl auch die Politik der Japaner, nur selten auf der World Tour präsent zu sein. Deshalb war Uta als Nummer 9 im Ranking nicht gesetzt, hatte in der ersten Runde auch kein Freilos. Gegen die Kanadierin Kelly Deguchi gewann sie noch mit Ippon, aber dann kam das unerwartete Aus gegen die Usbekin, die heuer Vize-Weltmeisterin war und 2021 das Olympia-Finale gegen Abe verloren hatte. Aber: Als Gesetzte hätte Abe diese Gegnerin nicht in Runde 2 bekommen, sondern viel später. Keldiyorova trat dafür in Utas Fußstapfen. Siege über die Deutsche Mascha Ballhaus und die französische Lokalmatadorin Amandine Buchard (Waza-ari) brachten die Usbekin ins Finale gegen Distria Krasniqi (KOS), in dem sie die Olympiasiegerin von 2021 (allerdings bis 48 kg) mit Waza-ari besiegte. Krasniqi hatte zuvor die aktuelle Weltmeisterin Odetta Giuffrida (ITA) im Semifinale imn Golden Score bezwungen.

Utas Bruder Hifumi wurde hingegen seiner Favoritenrolle vollauf gerecht und holte seinen zweiten Olympiasieg. Nach einem Freilos schlug der an Nummer 6 gesetzte Japaner den Ungarn Bence Pongracz mit zwei Waza-ari. Abe, der auch vierfacher Weltmeister ist, erreichte mit einem weiteren Sieg über den Tadschiken Nurali Emomali (zwei Waza-ari) das Semifinale gegen Europameister Denis Vieru (MDA) und gewann es nach neun Sekunden im Golden Score. Im anderen Semifinale setzte sich Lima gegen Gusman Kyrgyzbayev (KAZ) im Golden Score mit Ippon durch. Das Finale war nach 3:26 Sekunden mit dem zweiten Waza-ari des Japaners beendet. Bravo, Hifumi – zweites Gold bei den Spielen für die Töchter und Söhne Nippons!

Nach zwei Tagen und vier Gewichtsklassen führt Japan (2/0/1) die Medaillenwertung an, gefolgt von Kasachstan (1/0/1), Usbekistan (1/0/0) und Gastgeber Frankreich (0/1/2). Die Grande Nation ist also (noch) ohne Gold, da half auch das Daumendrücken von Staatspräsident Emannuel Macron in der Judo-Halle nichts …

Übrigens: war am Sonntag kein ÖJV-Judoka im Einsatz. Morgen, Montag, startet Samuel Gaßner (UJZ Mühlviertel) in der Gewichtsklasse bis 73 Kilo.

Foto: Der entscheidende Moment - Uta ABE (blau) fällt gegen Diyora KELDIYOROVA Ippon - @IJF Media / Emanuele Di Feliciantonio

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