Bitterer Tag trotz Bronze

Der zweite Tag der Judo-EM in Zagreb brachte mit Bronze für Shamil Borchashvili (LZ Multikraft Wels) bis 81 kg zwar das erste EM-Edelmetall seit drei Jahren für Österreich, aber es war auch ein bitterer Tag – nämlich für Magdalena Krssakova (JC Sirvan), die in der Klasse bis 63 Kilo nach einem Freilos und einem Ippon-Sieg über Florentina Ivanescu (ROU) im Achtelfinale mit einer ebenso vorzeitigen Niederlage gegen die spätere Sensations-Europameisterin Renata Zachova (CZE) ausschied. Die Wienerin hätte zumindest eine Medaille (wenn nicht sogar Gold!) gebraucht, um vielleicht doch noch auf den Olympiazug zu springen. Magdas Teamkollegin in ihrer Klasse, Lubjana Piovesana (LZ Hohenems), wurde wie im Vorjahr Fünfte. Shamils Bruder Wachid Borchashvili (bis 81 kg / 1. Runde) sowie Lukas Reiter (JC Wimpassing) und Samuel Gassner (UJZ Mühlviertel / beide bis 73 kg / jeweils 2. Runde) schieden leider aus.

Wer mag da nicht – nach so einem Tag – mit Magda weinen? Die 30-jährige Wienerin, die sich zuletzt beim Grand Slam in Antalya als Fünfte so stark wie schon lange nicht präsentiert hatte, gewann zwar zunächst gegen Ivanescu klar, wurde aber dann von der später im Finale sensationell triumhierenden Tschechin mit einem Beinwurf Ippon erwischt. Für Piovesana lief es besser: Siege über Anastasia Antipina (UKR) und Flavia Favorini (ITAL), aber dann eine Viertelfinal-Niederlage gegen die Linz-Siegerin Joanne van Lieshout (NED). So musste „Lulu“ in die Hoffnungsrunde, in der die Ex-Britin Amanda Zuaznabar-Torres (ROU) schlug und damit den Bronze-Kampf gegen Andreja Leski (SLO) erreichte. Den verlor sie leider im Golden Score und wurde damit wieder EM-Fünfte. Aber Lubjana machte damit gute Punkte für die (bereits fixe) Olympia-Qualifikation.

Bei den Männern schieden alle Österreicher bis auf den Olympia-Dritten Borchashvili aus. Shamil startete bis 81 Kilo mit Siegen über Dominik Druzeta (CRO) und den Moldauer Victor Sterpu, ehe er am ausgefuchsten Türken Vedat Albayrak mit einem Festhalter scheiterte. Auch er musste daher in die Trostrunde, in der er zunächst den Iren Maxim Trigub bezwang und seine Chance auf Bronze gegen Antonio Esposito (ITA) wahrte. Borchashvili siegte nach 2:23 Minuten im Golden Score (bei 2:2 Shidos und keiner Wertung bis dahin), nachdem er im x-ten Versuch seinen Gegner doch entscheidend umdrehen und festhalten konnte. Für den Olympia- und WM-Dritten war es die erste EM-Medaille. Und für den ÖJV nach zwei Jahren ohne Edelmetall (zuletzt 2021 Bronze durch die mittlerweile zurückgetretene Bernadette Graf) das „Ende des Fluchs“ …

Die Highlights des zweiten Tages: Sicher das Gold bis 70 Kilo von Barbara Matic in der „eigenen“ Arena – die erste kroatische Judo-Weltmeisterin (2021 in Budapest) darf sich jetzt auch Europameisterin nennen. Bei den Männern setzten sich mit Hidayat Heydarov (AZE) bis 73 Kilo und Tato Grigalashvili (GEO) bis 81 Kilo zwei Favorits durch. Daher führt in der Nationenwertung Georgien (2/0/2) vor Aserbaidschan (1/1/0) und Spanien (1/0/2). Österreich ist unter den 47 Nationen auf Rang 17 zu finden.

Samstag ist aus Wiener Sicht noch Schwergewichtler Movli Borchashvili an der Reihe. Er trifft auf den Polen Kacper Szczurowski – sollte der Judoka von M&R Galaxy gewinnen, würde mit Guram Tushishvili ein übermächtiger Gegner warten. Der Georgier ist Olympia-Zweiter, war 2018 Weltmeister und hat schon zwei Europa-Titel. Der wird´s sicher tuschen lassen …

Alle Ergebnisse aus Zagreb und Fotos findet ihr hier.

Foto: Shamil BORCHASHVILI - nach Olympia- und WM-Bronze nun erstes EM-Edelmetall - @Judo Austria / Oliver Sellner

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