Uta und Hifumi holen das „Sister-Double“

2018 holten sie als erstes Geschwisterpaar bei einer Judo-WM am selben Tag Gold, jetzt gelang Uta und Hifumi Abe dieses Kunststück erstmals auch bei Olympia! Die beiden Japaner gewannen am Sonntag im Nippon Budokan die Gewichtsklassen bis 52 Kilo (Uta) bzw. 66 Kilo (Hifumi). Während sich die favorisierte Uta im Finale gegen die Französin Amandine Buchard erst im Golden Score und nach insgesamt 8:28 Minuten durchsetzte, schlug ihr Bruder in seinem Endkampf den Georgier Vazha Margvelashvili mit Waza-ari. Der topgesetzte italienische Europameister Manuel Lombardo verlor den Kampf um Bronze, wurde damit Fünfter und blieb ohne Medaille.

Der „Sister Act“ im Wohnzimmer der Japaner. Das Traum-Double entzückt ein ganzes Land. „Mord und Totschlag“ bei den japanischen Fotografen, wie ein Kollege erzählt. Stundenlange Berichte im Fernsehen. Während praktisch alle Uta als sichere Gold-Favoritin handelten, war es bei Hifumi anders. 2019, auch im Budokan von Tokio, hatte sich der bis dahin zweifache Weltmeister im WM-Semifinale seinem Landsmann Joshiro Maruyama, der übrigens die nächsten zwei WM-Titel holte, geschlagen geben müssen. Und weil nur einer der beiden bei Olympia auf die Matte durfte, musste ein Qualifikationskampf entscheiden. Den gewann Abe gegen Maruyama. Aber Hifumi strafte seine Skeptiker Lügen, setzte sich letztlich souverän durch. Wobei man dazu sagen muss: Auch Maruyama hätte die Qualität gehabt, Olympiasieger zu werden. Wie muss sich der Arme vor dem Fernseher wohl gefühlt haben, seinen Rivalen Olympia-Gold holen zu sehen?

So hat Japan nach zwei Wettkampftagen 75 Prozent aller möglichen Goldmedaillen (3 von 4). Nur die Kosovarin Distria Krasniqi pfuschte den Töchtern und Söhnen Nippons mit ihrer gestrigen Goldmedaille bis 48 Kilo ins Handwerk. Frankreich hat je einmal Silber und Bronze, Georgien einmal Silber.

Österreich war auch am zweiten Tag nicht vertreten, als erste ÖJV-Athletin ist am Montag Sabrina Fllzmoser in der Klasse bis 57 Kilo im Einsatz – wir Judoka freuen uns aber natürlich auch über die erste Goldmedaille für Österreich bei diesen Olympischen Spielen durch die Niederösterreicherin Anna Kiesenhofer im Rad-Straßenrennen der Frauen. Der Judo-Landesverband Wien gratuliert ganz herzlich!

Aus gegebenem Anlass noch eine Bemerkung, weil viele Judo-Fans erfolglos einen Livestream suchen – den gibt es bei Olympia leider nicht. Normalerweise, bei einer WM oder Turnieren der World Tour, hat die IJF die Rechte, bei einer EM die EJU. Bei Olympischen Spielen sind die TV-Rechte beim IOC, das die Bilder an TV-Stationen für viel Geld verkauft. Daher bringt z.B. der ORF alle Kämpfe der ÖJV-Judoka live und in seinen Olympia-Sendungen Finalkämpfe aufgezeichnet, auch bei uns zu empfangende Sender wie ARD bzw. ZDF und Eurosport berichten individuell über die Ereignisse im Nippon Budokan.

Ergebnisse nach dem 2. Tag

Frauen bis 52 kg:
1.ABE UtaJPN
2.BUCHARD AnnandineFRA
3.GILES ChelsieGBR
3.GIUFFRIDA OdetteITA
5.KOCHER FabienneSUI
5.PUPP RekaHUN
7.VAN SNICK CharlineBEL
7.PARK Da-SolKOR
Medaillenstand
RGNationGoldsilberbronze
1.Japan310
2.Kosovo100
3.Frankreich011
4.Georgien010
5.Chinesisch Taipe010
Männer bis 66 kg:
1.ABE HifumiJPN
2.MARGVELASHVILI VazhaGEO
3.AN BaulKOR
3.CARGNIN DanielBRA
5.SHAMAILOV BaruchISR
5.LOMBARDO ManuelITA
7.GOMBOC AdrianSLO
7.YONDONPERENLEI BaskhuuMGL
Foto oben: Er gewinnt, sie jubelt - der glückliche Moment für die Gold-Sisters Uta und Hifumi ABE - @ Alle Fotos: @IJF Media

Ähnliche Beiträge

  • Zwei Titel für Wien

    In der oststeirischen Stadt Weiz fand am Samstag (01.10.) die diesjährige Staatsmeisterschaft in Judo statt. Insgesamt fighteten 128 Frauen und Männer aus 37 Vereinen um die begehrten Titel. Zwei davon gingen nach Wien. Die beiden Goldmedaillen holten sich Bernd Fasching (-81 kg) und Movli Borchashvilli (+100 kg), beide von Galaxy Judo Tigers. Fasching qualifizierte sich…

  • Paris: Fünf Wiener, aber keine Chinesen

    Mit sechs Herren und vier Damen, davon insgesamt fünf Wiener Judoka, geht der ÖJV am Wochenende beim Grand Slam in Paris ins nächste Olympia-Qualifikationsturnier. Die Chinesen hingegen fehlen – sie erhielten wegen des Corona-Virus kein Visum. IJF-Präsident Marius Vizer (oben im IJF-Foto) erklärte am Dienstag beim Kongress des Weltsportjournalisten-Verbandes AIPS in Budapest: „Wir müssen eine…

  • Eine tolle Erfahrung

    Nichts zu holen gab es für Österreichs Vertreter UJZ Mühlviertel bei der Champions League, der europäischen Klub-Meisterschaft in Montpellier (FRA) – 0:4 gegen Judo Ukraine, 3:4 mit viel Pech in der Trostrunde gegen SGS Judo (FRA). Wegen einer Verletzung von Samuel Gassner mussten die Oberösterreicher die Klasse bis 73 Kilo w.o. geben, und bei 3:3…

  • Wieder Silber für Movli

    Auch am zweiten Tag des European Open in Warschau wurde die österreichische Bundeshymne abgespielt – denn Laurin Böhler (LZ Hohenems/V) feierte bis 100 Kilo, wie vor zwei Wochen in Györ, den Klassensieg und holte sein zweites Gold in nur 14 Tagen. Und für den Wiener Movli Borchashvilli (M&R Galaxy Tigers), der sich nur im Finale…

  • Filzmoser-Bronze in Budapest

    Zwar gab es für die Wiener Judoka am ersten Tag des Grand Prix-Turniers in Budapest keine Platzierung, dafür holte die Welserin Sabrina Filzmoser Bronze in der Klasse bis 57 Kilo. Die Wienerinnen Katharina Tanzer (Samurai/bis 48 kg), Olivia Taroncher (ASVÖ Carnuntum/bis 52 kg) und Asimina Theodorakis (WAT Stadlau/bis 57 kg) blieben unplatziert. Filzmoser durfte sich…