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Alter und Schönheit

Wenn ab Donnerstag die über 30-jährigen Judoka in Riga um die EM-Medaillen bei den Veteranen kämpfen, sind unter den 889 gemeldeten Judoka aus 37 Nationen auch 24 rot-weiß-rote dabei. Drei davon kommen aus Wien, mit „Leithammel“ Ernst Leidenfrost (Vienna Samurai), der im Vorjahr in Las Vegas schon WM-Bronze geholt hatte. Jetzt will der 60-Jährige die Schönheit der lettischen Hauptstadt erkunden und, wenn möglich, seine erste EM-Medaille. „Aber in meinem Alter kommt viel auf die Tagesform an.“ Alter und Schönheit gewissermaßen …

Als er im Vorjahr mit einer Bronzemedaille im Gepäck von der Veteranen-WM aus Las Vegas heimkam, fuhr er direkt vom Flughafen Schwechat zu einem Fußballspiel seines Sohnes Maximilian, der im LAC-Nachwuchs (Unter 15) kickt. Ernst ist ein Familienmensch, und nicht zuletzt deshalb macht ihm der Judosport immer noch Spaß, aber andere Dinge haben Priorität. „Ich will gesund nach Hause zurückkehren“, sagt er. „In den paar Tagen im Baltikum auch etwas Land und Leute in Riga kennenlernen.“ Und: „Wenn es geht, einen Kampf gewinnen.“ Das wird aber für eine Medaille nicht reichen, wie im Vorjahr bei der EM in Sarajevo, wo es in seiner Alters- und Gewichtsklasse (M7 bis 90 Kilo) „nur“ zu Platz 5 reichte. „Die Klasse ist sehr stark besetzt. Und es kommt sowieso auf die Auslosung an und darauf, wie man am Tag X körperlich beisammen ist. Aber, aufgeben tut man nur einen Brief!“ Das klingt ja schon wie eine Kampfansage des Leopoldstädter Judo-Urgesteins …

Mit Leidenfrost reisen zwei weitere, um einiges jüngere Wiener nach Riga. „Der Lange“, wie „Ernstl“ seinen Klubkollegen Patrick Steinmann nennt, der erst 32 Jahre ist, 1,92 Meter misst und in der Klasse M1 bis 90 Kilo antreten wird. Und Galaxy-Judoka Krisztian Kerschner, der 48 Lenze hat (Klasse M4 bis 81 Kilo) und schon zwei WM-Bronzene (2022 in Krakau und 2023 in Abu Dhabi) vorweisen kann. Die absoluten Stars des ÖJV-Aufgebots sind aber andere: Der Tiroler Reinhold Kurz von der WSG Wattens, mittlerweile 66 Jahre und der Senior unseres Teams, der schon zwei WM-Titel hat (2017 in Olbia und 2024 in Las Vegas), dazu je drei Silber und Bronze, auch schon Europameister wurde und bei den Europacups zwölf (!) Siege feierte. Der Steirer Julian Rusu hat schon sechs WM-Goldene (davon drei in Serie von 2022 bis 2024) und drei EM-Titel. Die meisten Siege holte er noch für Rumänien, seit knapp zwei Jahren ist er aber in Österreich und kämpft für ASKÖ Bit Bull Graz. Und die Burgenländerin Claudia Loos (Villa Vita Pannonia JC Wallern), die auch schon zweimal Welt- und einmal Europameisterin wurde. Sie alle wollen die Bilanz in Riga weiter verbessern. Viel Glück dafür!

Liga: Dreimal auswärts

Am Samstag steht die dritte Runde des Grunddurchgangs in der 1. Judo-Bundesliga der Männer an, und alle drei Wiener Teams müssen auswärts auf die Tatami. Der Schlager steigt in Niederwaldkirchen (18.30 Uhr), wo mit UJZ Mühlviertel und den Galaxy Judo Tigers jene beiden Mannschaften aufeinandertreffen, die jeweils schon elf Bundesliga-Titel haben. WAT Stadlau muss nach Bischofshofen zum Tabellenführer ESV Sanjindo (Wielander-Halle, 18 Uhr), Vienna Samurai zum LZ Multikraft Wels (Budokan, 19 Uhr). Aufsteiger Union Burgkirchen/Schwand ist diesmal kampffrei. In der Tabelle liegen die drei Wiener Klubs, die alle schon einen Sieg haben (Stadlau freilich 14:0 am grünen Tisch), auf den Plätzen 2 bis 4.

Foto: Ernst LEIDENFROST (rechts) beim Angriff auf die erste EM-Medaille - @Judo Austria

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