Schade! Auch Movli Borchashvilli (Galaxy Tigers) ist bei der Judo-WM in Budapest ausgeschieden. Am Schlusstag der Einzelbewerbe feierte der 24jährige Wiener in der Klasse über 100 Kilo zunächst einen Ippon-Sieg über den EM-Dritten Erik Abramov (GER), verlor aber im Achtelfinale mit Ippon gegen den Tadschiken Temur Rakhimov, seines Zeichens Dritter der Olympischen Spiele 2024 in Paris. Damit ist gewiss: Erstmals seit der WM 2009 in Rotterdam bleibt das ÖJV-Team ohne Top-7-Platzierung. “Wir werden das enttäuschende Ergebnis analysieren”, sagt ÖJV-Präsident Martin Poiger.

Borchashvilli ging gegen den starken Deutsch schnell mit Yuko für eine Beintechnik in Führung, musste aber in der dritten Minute ein Waza-ari für eine ähnliche Technik (O-soto-gari) hinnehmen. In der letzten Kampfminute drehte er Abramov auf den Rücken und hielt ihn fest. Damit schaffte er als siebenter ÖJV-Judoka der Männer den ersten Sieg für Rot-Weiß-Rot bei dieser WM. Doch das reichte leider nicht – denn im Achtelfinale war der Weltranglisten-Zweite Rakhimov der dominante Judoka, machte Yuko, Waza-ari und bekam Movli in einen Festhalter, in dem der Wiener sechs Sekunden vor Ende der viermütigen Kampfzeit aufgab.

Damit wurde Budapest eine WM wie 2009 in Rotterdam. Damals war Ludwig Paischer als frischgebackener Olympia-Zweiter von Peking 2008 bis 60 Kilo in der ersten Runde aus dem Bewerb geflogen, und Sabrina Filzmoser widerfuhr in der Klasse bis 57 Kilo das gleiche Schicksal wie Lubjana Piovesana bis 63 Kilo in Budapest – das Aus im zweiten Kampf. Und da auch alle anderen ausschieden, gab es damals – wie jetzt – keinen Top-7-Platz für Österreich.

Zwölf Kämpfe, zehn Niederlagen, nur zwei Kampfsiege – das war eine WM zum Abhaken! “Zum Glück war es keine für die Olympia-Qualifikation entscheidende WM”, bilanzierte ÖJV-Präsident Poiger. Der freilich auf das Fehlen der zweifachen Olympia-Medaillengewinnerin Michaela Polleres und auf diverse Verletzungen anderer verwies. Aber der Burgenländer kritisiert, ohne Namen zu nennen, auch die eine oder andere WM-Nominierung. “Man muss sich fragen, ob es Sinn macht, wenn jemand zu einer WM fährt, wenn er ein Jahr keinen Wettkampf bestritten hat. Und bei einen oder anderen habe ich den nötigen Ernst an der Sache vermisst.” Man werde “alles intern besprechen und die nötigen Maßnahmen setzen, damit so eine WM nicht wieder passiert.” Am Betreuerstab mit Headcoach Yvonne Snir-Bönisch rüttelt Poiger aber nicht, im Gegenteil: “Das Trainerteam macht einen hervorragende Job!”

Seit Rotterdam 2009 hat es für Rot-Weiß-Rot vier WM-Medaillen, alle in Bronze, gegeben. Der letzte WM-Finalist war Paischer, der vor 20 Jahren, 2005 in Kairo, im Goldkampf dem (mittlerweile leider verstorbenen) Briten Craig Fallon unterlag. Hier die Statistik der ÖJV-Platzierungen bei Weltmeisterschaften von 2009 bis 2025:

ÖJV-Platzierungen bei Weltmeisterschaften 2009 – 2025

2009 Rotterdam: Keine Platzierung unter den Top 7

2010 Tokio: BRONZE für Sabrina Filzmoser (bis 57 kg), 7. Ludwig Paischer (bis 60 kg), 7. Max Schirnhofer )bis 90 Kilo)

2011 Paris: Platz 7 für die Wienerin Hilde Drexler (bis 53 Kilo)

2013 Rio de Janeiro: Platz 7 für den Wiener Marcel Ott (bis 81 Kilo)

2014 Chelyabinsk: 7. Sabrina Filzmoser (bis 576 Kilo), 7. Kathrin Unterwurzacher (bis 63 Kilo)

2015 Astana: Platz 5 für Bernadette Graf (bis 70 Kilo)

2017 Budapest: Platz 7 für Daniel Allerstorfer (über 100 Kilo)

2018 Baku: Platz 7 für Kathrin Unterwurzacher (bis 63 Kilo)

2019 Tokio: Platz 5 für Michaela Polleres (bis 70 Kilo)

2021 Budapest: BRONZE für Michaela Polleres (bis 70 Kilo)

2022 Taschkent: BRONZE für Shamil Borchashvili (bis 81 Kilo), 7. Michaela Polleres (bis 70 Kilo)

2023 Doha: BRONZE für Michaela Polleres (bis 70 Kilo), 5. Lubjana Piovesana (bis 63 Kilo), 7. Wachid Borchashvili (bis 81 Kilo)

2024 Abu Dhabi: Platz 7 für den Wiener Bernd Fasching (bis 81 Kilo)

2025 Budapest: Keine Platzierung (wie zuletzt 2009)

Giganten-Finale an Tasoev

Der letzte Gold-Kampf der WM-Einzelbewerbe in Budapest (Klasse über 100 Kilo) wurde zum “Finale der Giganten” und hielt, was man sich von ihm versprochen hatte – Inal Taseov (IJF / Weltmeister 2023) sorgte mit einem Waza-ari-Sieg gegen den Georgier Guram Tushishivili (Weltmeister 2018, bei Olympia 2024 nur von Budapest-Zuschauer Teddy Riner besiegt) für das dritte russische WM-Gold. Es war sein 21. Sieg in Serie in 14 ungeschlagenen Monaten, ein hochstehender Kampf und auch ein würdiger Abschluss der Einzelbewerbe. Bronze ging an Borchashvilli-Bezwinger Rakhimov und Titelverteidiger Minjong Kim (KOR). Bei den Frauen über 78 Kilo holte im asiatischen Endkampf: Hayun Kim, die im Semifinale Gold-Favoritin Romane Dicko (FRA) bezwang, gegen Mao Arai (JPN) die erste koreanische Goldmedaille dieser Titelkämpfe. Übrigens gewann Kim alle ihre Kämpfe durch Disqualifikation (Hansokumake) ihrer Gegnerinnen. Die Bronze-Kämpfe gestalteten Dicko und mit Hyeonje Lee eine weitere Koreanerin siegreich.

Japan, das in den schwereren Gewichtsklassen nicht mehr so dominant war wie in den leichteren und einige Gold-Chancen ungenützt ließ, gewann mit sechsmal Gold, viermal Silber und viermal Bronze die Medaillenwertung souverän vor den unter IJF-Flagge angetretenen Russen (3/0/2), Italien (2/0/0), Georgien (1/2/1), Frankreich (1/1/2) und Südkorea (1/0/3). Diese sechs Nationen stellten Weltmeister, weitere 14 Silber- bzw. Bronzemedaillen. In der Nationenwertung, in der auch fünfte und siebente Plätze gezählt werden, scheinen 15 weitere Nationen (zum Beispiel Estland mit zweimal Rang 5) auf. Das heißt, dass von den 93 vertretenen Ländern 35 angeschrieben haben und 58 (leider auch Österreich) ohne Platzierung geblieben sind.

Die WM in der Laszlo-Papp-Arena wird am Freitag mit dem Mixed-Bewerb abgeschlossen, in dem Österreich auf Japan trifft. Die Asiaten haben seit Einführung dieses Bewerbes 2018 ALLE Finalkämpfe gegen Frankreich gewonnen und sind somit sechsfacher Mixed-Weltmeister-

Alle Ergebnisse aus Budapest findet ihr hier.

Foto: Movli BORCHASHVILLI (rechts) schied im Achtelfinale aus - @Judo Austria / Oliver Sellner