Von einstimmig bis zur Quoten-Rechnerei

Während am Fronleichnams-Tag der seit 2007 im Amt befindliche Marius Vizer (Bild/@Gabriela Sabau) als IJF-Präsident einstimmig wiedergewählt wurde, bereiten sich acht ÖJV-Judoka auf die am Sonntag beginnende WM in Budapest vor. Für drei von ihnen könnte es für die Olympia-Qualifikation noch eine Rechnerei werden. Dabei stehen eine direkte Qualifikation, eine über die Kontinental-Quote und ein „Daheimbleiber“ im Raum.

2007 übernahm Marius Vizer, der offiziell als Österreicher geführt wird, den Judo-Weltverband. Nun wurde der 62-Jährige, der die IJF in bald eineinhalb Jahrzehnten wieder auf gesunde Beine gestellt hat, einstimmig für eine weitere Periode als Präsident wiedergewählt. Beim Kongress in Budapest, der wenige Tage vor der Eröffnung der WM in der Laszlo-Papp-Halle abgehalten wurde, war Österreich durch Präsident Dr. Martin Poiger vertreten.

Dem Präsidenten folgt am Wochenende die erste Partie von ÖJV-Athleten (die schwereren reisen erst nächste Woche Dienstag an). Nach Adam und Riese sind vor der letzten Olympia-Qualifikationschance sechs ÖJV-Athleten ab 24. Juli in Tokio dabei. Sabrina Filzmoser (bis 57 kg) entweder auf einem direkten Platz oder über die Kontinental-Quote, dazu die Wienerin Magda Krssakova (bis 63 kg), Michaela Polleres (bis 70 kg), die EM-Dritte Bernadette Graf (bis 78 kg) und bei den Männern Shamil Borchashvili (bis 81 kg) und mit dem dreifachen EM-Medaillengewinner Stephan Hegyi (zweimal Einzel- und einmal Team-Bronze) ein weiterer Wiener. Bleiben Aaron Fara (bis 100 kg), der noch um eine letzte Chance kämpft und Daniel Allerstorfer (über 100 kg), der sich – so ÖJV-Sportdirektor Markus Moser – „als EM-Siebenter die WM-Nominierung verdient“ hat.

Wenn wir also davon ausgehen, dass Krssakova, Polleres, Graf und Hegyi fix für Olympia qualifiziert sind, rittern Filzmoser, Borchashvili und eventuell auch Fara um wohl zwei noch freie Plätze. „Es gibt zu viele Konstellationen, um das plausibel erklären zu können“, sagt Moser. Etwa müsste Borchashvili von drei Konkurrenten hinter ihm im Ranking überholt werden, was eher unwahrscheinlich ist. Es wird wohl darauf hinauslaufen, sollte Fara seine Chance nicht nützen, dass Shamil direkt und „Sabsi“ über die Kontinental-Quote dabei sein werden. Ein Welser Duell ums Ticket für Tokio! Und Allerstorfer? „Er müsste, wie schon Hegyi, in die Quotenplätze, dafür würde er aber wohl eine Medaille brauchen. Nur dann kann einer der beiden – zum Beispiel, wenn einer verletzt ist – nach Tokio“, sagt Moser. Übrigens: ein rot-weiß-rotes Mixed-Team wird es weder in Budapest noch in Tokio geben. „Wir hatten bis zuletzt gehofft, dass Lukas Reiter bis 73 Kilo Ergebnisse bringt. So können wir aber die 73er nicht besetzen und daher auch nicht am Teambewerb teilnehmen“, erklärt der ÖJV-Sportdirektor.

Nach der WM wird es Ende Juni noch ein internationales Trainingslager geben, am 16. Juli geht es dann nach Tokio. Auch wenn unsere Athleten geimpft sein werden, müssen alle vor der Abreise zwei PCR-Tests machen, nach der Ankunft den dritten und bis zum Befund im Zimmer bleiben, danach darf man sich im Hotel mit Maske bewegen. Am Tag vor dem Wettkampf folgt ein weiterer Corona-Test. Den Slogan „Andere Länder – andere Sitten“ könnte man modifiziert „Andere Zeit – andere Maßnahmen“ nennen. Die COVID-Pandemie hat unser aller Leben nachhaltig verändert – hoffentlich aber nicht Judo.

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