Trauer um „Mini“ Korner

Die Judo-Familie trägt wieder Schwarz. Nur einen Monat nach Lutz Lischka, der im Jänner im 80. Lebensjahr verstarb, ist ihm nun Leopold Korner mit nur 65 Jahren – nach langem, schwerem Leiden – gefolgt. „Mini“, wie er allseits bekannt war und genannt wurde, war untrennbar mit dem Verein WAT Leopoldstadt bzw. danach Vienna Samurai verbunden. Korner übte auch Funktionen im ÖJV und Landesverband Wien aus und war dreimal Senioren-Weltmeister.

Von klein auf war Leopold Korner, am 24. August 1958 geboren, in Judokreisen einfach nur der „Mini“. Weil ihn sein Vater, der auch Leopold hieß, Nationalteam-Judoka und langjähriger Kampfrichter war, überallhin mitgenommen hat. Judo wurde dem „Mini“ einfach in die Wiege gelegt. Und er selbst begann, diesen Sport aktiv auszuüben, war als Wettkämpfer durchaus erfolgreich – aber so richtig erst im Alter von 41 Jahren, als er 1999 (in Ottawa / CAN) und 2001 (in Scottsdale, AZ / USA) das „Masters“, die damals noch inoffizielle „Senioren-WM“ und Vorreiter der heutigen Veteranen-WM, in seiner Alters- und Gewichtsklasse gewann. Dann holte er dieses „Masters“ 2004 ins Wiener Budo-Center, wo er den Masters-Titel zum dritten Mal holte. 2009 bestritt er sein letztes Turnier – Fünfter bei der Senioren-WM in Sindelfingen (D). Als Funktionär wirkte er schon in den 80ern als Kassier-Stellvertreter im ÖJV, wo er von 2004 (bis 2008) zum Kassier gewählt wurde und später noch Senioren-Referent war. Im Landesverband Wien, dessen Ehrenmitglied er war, übte er über viele Jahre die Funktion des Technischen Direktors aus und war auch Vizepräsident. Für seine Verdienste um den Judosport erhielt er 2010 im Rathaus auch das Sportehrenzeichen der Stadt Wien.

„Mini“ lebte für den Judosport. Sein ganzes Leben lang. Nach dem Tod der unvergessenen Leopoldstädter Judo-Legende Edith Felsinger übernahm Korner in den 80er-Jahren den Traditionsverein, der 1992 in Vienna Samurai umbenannt wurde und dem Korner rund 30 Jahre, bis 2015, vorstand. Es war naheliegend, dass seine Tochter Corina, die heute ÖJV-Generalsekretärin und Vizepräsidentin im Wiener Verband ist, in seine Fußstapfen trat. Ihr ganz besonders und natürlich der ganzen Familie gilt unser tiefes Mitgefühl und innige Anteilnahme.

„Mit Leopold Korner verlieren wir einen Menschen und Freund, der sein ganzes Leben dem Judo gewidmet hat“, sagt ÖJV-Präsident Dr. Martin Poiger. „Ich habe größten Respekt vor dem, was Mini für den Judosport geleistet hat“, so der Verbandschef, der selbst in seiner Studienzeit oft beim Training in der Pazmanitengasse anzutreffen war. „Ich glaube, er hat mich, den Burgenländer, auch gemocht.“ Erwin Schön, Präsident des JLV Wien, findet ähnliche Worte für Korner. „Er war ein leidenschaftlicher Judoka, der sich niemals zu schade war, für unseren Sport alles zu tun.“ Ja, unser Mini war ein herzensguter Mensch, der fröhlich und nachdenklich sein konnte, zuweilen auch (und manchmal zu) leidenschaftlich war. Und ein Training bei WAT Leopoldstadt ohne ihn war kein richtiges Training.

In den letzten Jahren lebte Korner – durch seine Krankheit bedingt – zurückgezogen und in einem Heim. Man sah ihn nicht mehr beim Judo. Jetzt wissen wir, dass wir ihn leider nie wieder sehen werden. Aber wir werden unseren „Mini“ für immer maximal in Erinnerung behalten …

Die feierliche Beisetzung findet am Mittwoch, 13. März 2024, um 12:00 Uhr am Friedhof Steinabrückl (2751 Steinabrückl, Ahornplatz) statt.

Parte – Leopold Korner (733 Downloads )
Foto: Leopold "Mini" Korner bei der Ehrung der Stadt Wien - @privat zVg

Ähnliche Beiträge

  • Krönender Abschluss einer Super-Karriere

    Am Dienstag wurde das sechsköpfige ÖJV-Aufgebot für die Olympischen Spiele der Öffentlichkeit präsentiert. Wir stellen alle sechs in den nächsten Tagen und Wochen vor und beginnen mit jener Athletin, die auch in Tokio als erste des Judo-Sextetts im Nippon Budokan auf die Matte steigen wird – Sabrina Filzmoser. Für die 41-Jährige sind es die vierten…

  • Legende Monika ist 80

    Oftmals werden Legenden erst zu solchen, wenn sie (leider) nicht mehr unter uns weilen. Diese Legende des Judosports ist noch unter uns, und wir alle sind sehr glücklich darüber, dass Monika Leyrer am Freitag ihren 80. Geburtstag in Wien im Kreise „ihrer“ Judo-Familie feiern durfte. Viel Prominenz traf sich zu Ehren der Jubilarin, die von…

  • Unsere Top-Hoffnung

    Eine olympische Medaille, in Silber, hat sie schon – jetzt will Michaela Polleres in Paris ein weiteres Edelmetall. „Am liebsten in Gold“, lacht die 27-jährige Ternitzerin, die bei der Eröffnungsfeier am 26. Juli, gemeinsam mit dem Kanuten Felix Oschmautz, die rot-weiß-rote Fahne tragen wird. Polleres ist die einzige im ÖJV-Team, die schon olympische Erfahrung hat…

  • |

    Hegyi: „WM-Fahrplan passt“

    Bei der EM in Minsk holte der 20-jährige Wiener Judoka Stephan Hegyi schon seine zweite EM-Bronzemedaille. Im Interview für judo-vienna.at spricht der Schwergewichtler über die EM-Kämpfe, über Superstar Teddy RINER und über seine Pläne bis zur WM und Olympia 2020. Kernaussage: „Der WM-Fahrplan passt!“ Stephan, zunächst herzliche Gratulation zur zweiten EM-Medaille. Wie war vor allem…

  • WAT Stadlau: Stefan Moser Cheftrainer

    Der traditionsreiche Wiener Judoklub WAT Stadlau hat einen neuen Cheftrainer – Stefan Moser (Bild) tritt die Nachfolge von Martin Grafl an, der seit Beginn des Jahres 2021 – gemeinsam mit Samurai-Trainer Bernhard Weißsteiner – für den ÖJV als Unter-18-Nationaltrainer tätig ist. Der 29-jährige Moser war 2014 in Klagenfurt Staatsmeister und ist schon länger als Trainer…