Die verflixte Sieben

Schade! Der Wiener Stephan Hegyi (SC Hakoah) schied beim Grand Slam-Turnier in Tiflis in seinem Auftaktkampf der Klasse über 100 Kilo mit einer neuerlichen Niederlage gegen Yakiv Khammo aus. Es war im siebenten Duell der beiden der siebente Sieg des Ukrainers. Auch Maria Höllwart (ESV Sanjindo / über 78 kg) verlor ihren Auftaktkampf. Damit blieb es in Georgiens Metropole bei der EM-Generalprobe bei einer Medaille für Österreich, die Samuel Gaßner (UJZ Mühlviertel) am Samstag mit Bronze in der Klasse bis 73 Kilo geholt hatte. Der Grand Prix-Fünfte von Linz unterstrich damit seine derzeitige Topform! Frankreich war mit dreimal Gold beste Nation.

Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben – der Traum vom Sieg ist Traum geblieben! So könnte man wohl die Gefühlslage von Hegyi nach dem neuerlichen Scheitern an Khammo bezeichnen. Aber, wenn man aus Stephans Auftritt in Tiflis etwas Positives herauslesen will: es war der bisher knappste Sieg des Olympia-Fünften über den zweifachen EM-Bronzenen aus Wien. Ein Yuko in der zweiten Kampfminute entschied dieses Erstrundenduell. Was aus den bisherigen Turnieren Hegyis seit seinem Comeback im Herbst in Rom deutlich wird: Bei drei European Open-Turnieren drei Medaillen (zweimal Bronze, Silber in Warschau mit einer Niederlage gegen – richtig! – Khammo), aber keine Chance bei den bisherigen drei Turnieren auf der World Tour (zweimal Grand Slam und Grand Prix in Linz). „Stephan braucht nach dieser schweren Verletzung noch Zeit“, will ÖJV-Headcoach Yvonne Snir-Bönisch den 26-jährigen Wiener nicht drängen.

Die Generalprobe für die EM in Podgorica in vier Wochen (23. bis 27. April) brachte Österreich also das Minimalziel, das die Cheftrainerin bei jedem Turnier ausruft: „Mindestens eine Medaille!“ Und „Sami“ Gaßner hat diese Medaille auch redlich verdient. Denn der 23-jährige Oberösterreicher, der 2024 auch bei den Olympischen Spielen in Paris auf die Matte steigen durfte, befindet sich derzeit in beneidenswerter Form. „Ich will bei der EM noch eins draufsetzen“, sagt Gaßner. In dieser Form ist dem Mühlviertler in Montenegro tatsächlich ein Podestplatz zuzutrauen. Und sonst: Der Wiener Galaxy-Judoka Bernd Fasching (bis 81 Kilo), Dritter beim Grand Prix in Linz und WM-Siebenter 2024, ist zwar in Tiflis in Runde 1 raus, hat aber sicher Potenzial, um auch bei der EM eine Platzierung zu schaffen. Dafür muss freilich noch fleißig trainiert werden – das ÖJV-Team bleibt noch bis Freitag in Georgien.

Und bald geht´s nach Podgorica – von Michaela Polleres, die seit Olympia-Bronze in Paris kein Turnier bestritten hat, ist bei der EM (falls sie überhaupt nominiert wird) nicht wirklich ein Wunder zu erwarten. Und der Olympia-Dritte von Tokio 2021, Shamil Borchashvili, ist dem österreichischen Judo „abhanden“ gekommen. Ob es wirklich nur daran liegt, dass er „sich nicht in der Form“ fühle, um bei so einem Großevent anzutreten? Immerhin hat er sich von seinem Welser Multikraft-Klub, dem er in all den Jahren fast alles zu verdanken hat, getrennt und gemeinsam mit seinen Brüdern Kimran und Wachid einen eigenen Verein gegründet, der als „ASKÖ Combat Wels“ in die 2. Bundesliga einstieg und in der ersten Runde auswärts bei Rapso Linz gleich 11:3 gewann. Shamil hat praktisch alles erreicht: Olympia-Bronze, WM- und EM-Bronze – eine Rückkehr ins ÖJV-Team wäre überraschend. Und Jacqueline Springer (Vienna Samurai), die sich als Siebente in Linz (bis 48 Kilo) für die EM qualifizierte, hat in Podgorica wohl auch nur Außenseiter-Chancen.

Der letzte Kampf in Tiflis war zugleich der Höhepunkt am Sonntag – das Schwergewichts-Duell des Georgiers Guram Tushishvili, zuletzt Grand Prix-Sieger in Linz, gegen den unter IJF-Flagge startenden Russen Inal Tasoev. Beide Ex-Weltmeister, beide zweifache Europameister (Tasoev sogar regierender). Und der Kampf wurde allen Erwartungen gerecht. Ein Yuko entschied zuletzt für den Russen, aber beide boten großartiges Judo. Die Ukraine, Usbekistan, Slowenien und Romane Dicko (über 78 Kilo) holten die weiteren Sonntags-Titel. Durch Dickos Sieg und die Final-Niederlage von Tushishvili gewann Frankreich (3/3/4) die Medaillenwertung vor Gastgeber Georgien (2/2/5) und dem neutralen IJF-Team (2/2/2). Kanada, die Mongolei, Ungarn und die Türkei holten neben den oben erwähnten Siegern des Schlusstags die weiteren Goldenen. Österreich erreichte dank Gaßners Bronze den 18. Platz unter den 52 teilnehmenden Ländern.

Provozierter Movli disqualifiziert

Das Ergebnis (11:3) war eindeutig – Bundesliga-Meister Allianz Kukla Galaxy Tigers setzte sich auswärts gegen Vizemeister LZ Multikraft Wels klar durch. Einen unerfreulichen Zwischenfall gab´s im ersten Durchgang. Schwergewichtler Movli Borchashvilli wurde von den paar Zuschauern im Budokan provoziert und ließ sich zu einer Beleidigung hinreißen. Daraufhin bekam er Hansokumake und wurde für den zweiten Durchgang gesperrt. Das konnte aber am klaren Sieg des Meisters nichts ändern, der in der nächsten Runde am 10. Mai in der Attemsgasse im Wiener Duell auf WAT Stadlau treffen wird. Vienna Samurai verlor in Bischofshofen gegen ESV Sanjindo nur knapp mit 6:8.

Wenzl / Heinrich im EC-Finale

Beim Kata-Europacup in Pordenone (ITA) erreichten alle drei rot-weiß-roten Paare das Finale. Die Wiener Vanessa Wenzl / Matthias Heinrich (Judoklub Tantanto) und die Kärntner Manuel Müller / Philipp Stark belegten in der Katame-no-Kata die Plätze 5 und 6, sogar Zweite wurden deren Landsleute und Klubkollegen des JC Feldkirchen und Treffen, Martin und Philipp Hinteregger in der Kodokan-Goshin-jutsu-Kata. 164 Judoka aus 14 Ländern nahmen teil.

Foto: Das entscheidendes Yuko von Inal TASOEV (blau) im Finale gegen Guram TUSHISHVILI - @IJF / Tamnara Kulumbegashvili

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