Heute in einer Woche, am 6. Juni, beginnt in der Budapester Laszlo-Papp-Halle die Judo-WM, die 2021 eigentlich in der Wiener Stadthalle hätte stattfinden sollen. Aus bekannten Gründen wurde sie von der IJF Österreich entzogen – aber auch der vorgesehene Ersatzort Taschkent fiel aus, da sich Usbekistan in der Corona-Krise nicht in der Lage sah, die WM auszutragen. Daher ist, nur vier Jahre nach 2017, wieder Budapest am Zug. 721 Judoka aus 134 Ländern wurden bis heute genannt, alle Kontinente sind vertreten. Es ist die letzte Chance, gute Punkte (nur beim Masters gibt es mehr) für die Olympia-Qualifikation zu sammeln. Einige Asse, wie etwa der Japaner Hifumi Abe (bis 66 kg), die beiden An´s aus Südkorea sowie der Tscheche Lukas Krpalek und Frankreichs Superstar Teddy Riner (beide über 100 Kilo) bzw. Daria Bilodid (UKR/bis 48 kg) und Uta Abe (JPN/bis 52 kg) sind in Ungarn nicht dabei und bereiten sich schon voll auf die Olympischen Spiele in Tokio vor.
Österreich ist mit acht Judoka (je vier Frauen und Männer) in Budapest dabei, wobei es noch um wichtige Punkte für Tokio geht, vor allem für unsere “First Lady” Sabrina Filzmoser (bis 57 kg). Die größte Medaillenchance trauen viele Bernadette Graf zu, die bei der EM im April in Lissabon nach einjähriger Verletzungspause Bronze geholt hatte. Wir stellen heute die Top-Favoriten der WM in den einzelnen Gewichtsklassen vor und bewerten die Chancen der ÖJV-Judoka.
Frauen – bis 48 Kilo – 46 Judoka – Sonntag, 6. Juni 2021
Titelverteidigerin Daria Bilodid (UKR) fehlt, auch ihre Finalgegnerin von Tokio 2019, die Japanerin Funa Tonaki, verzichtet auf Budapest. Somit ist die Kosovarin Distria Krasniqui als Topgesetzte und Nummer 1 der aktuellen Weltrangliste die absolute Gold-Favoritin. Österreicherin ist keine am Start.
Frauen – bis 52 Kilo – 47 Judoka – Montag, 7. Juni 2021
Uta Abe, vor zwei Jahren im Budokan Weltmeisterin, ist nicht dabei, ihre Landsfrau Ai Shishime könnte einspringen. Die Nummer 3 der Welt ist als Nummer 1 bei der WM gesetzt. Gefahr könnte von Charline Van Snick (BEL/Nr. 6 im IJF-Ranking) und eventuell Chelsie Giles (GBR/Nr. 7) drohen. Auch in dieser Klasse keine Österreicherin.
Frauen – bis 57 Kilo – 46 Judoka – Dienstag, 8. Juni 2021
Im Mittelpunkt steht das kanadische Duell um ein Olympia-Ticket. Denn die regierende Weltmeisterin Christa Deguchi hat mit Jessica Klimkait ihre größte Gegnerin im eigenen Team. Nur eine der beiden, sie sind Nummer 1 und 2 der Welt, darf nach Tokio! Aber in dieser Klasse gibt es noch andere heiße Eisen. Etwa die zuletzt sehr starke Nora Gjakova (KOS) oder die Japanerin Momo Tamaoki und Lokalmatadorin Hedwig Karakas (HUN), aber auch nicht zu vergessen!, Telma Monteiro. Die Portugiesen holte im April mit 35 Jahren ihren schon fünften EM-Titel. Also, diese Klasse scheint offen und umkämpft.
Österreich ist durch Sabrina Filzmoservertreten. Vier Tage vor ihrem 41. Geburtstag kämpft die Welserin um ihre vierte Olympia-Teilnahme. “Sabsi”, zweifache WM-Bronzemedaillen-Gewinnerin (2005 in Kairo und 2010 in Tokio), zweifache Europameisterin (2008 in Lissabon und 2011 in Istanbul), neunfache EM-Medaillengewinnerin, 2019 als Dritte in Budapest mit 39 Jahren die älteste Judo-Dame auf einem Podest auf der World Tour – aber die letzte Medaille datiert von 2014 (EM-Bronze). Es wird die Frage sein, ob sie nach ihrem Kreuzbandriss von August 2020 noch einmal auf die große Judo-Bühne zurückkehren kann.
Es wird schwer – daher für “Sabsi” nur…
Frauen – bis 63 Kilo – 45 Judoka – Mittwoch, 9. Juni
Clarisse Agbegnenou ist die haushohe Favoritin in dieser Klasse. Die französische Weltmeisterin sollte keine ernt zu nehmende Gegnerin haben, auch wenn acht Judoka aus den Top Ten der Welt am Start sind. Das ist aber wiederum die Chance für andere, ins Finale zu kommen oder als Dritte auf das Podest zu springen.
Die Wienerin Magda Krssakova, Nummer 16 der Welt, könnte an einem guten Tag davon profitieren. In der EM-Form von Prag 2020, wo sie Silber holte, könnte die 27-Jährige eine Platzierung erreichen. Allerdings wird viel von der Auslosung abhängen und in welcher Runde sie auf Agbegnenou trifft. Zuletzt musste sich Krssakova bei der EM in Prag der Französin geschlagen geben.
Wir sind optimistisch und geben Magda…
Frauen – bis 70 Kilo – 43 Judoka – Donnerstag, 10. Juni
Die Französin Marie Eve Gahie, Nummer 1 der Welt, will ihren WM-Titel von Tokio 2019 erfolgreich verteidigen – und das könnte ihr auch gelingen. Vot allem aber die beiden Niederländerinnen Kim Polling und Sanne Van Dijke sowie Yoko Ono (JPN) haben werden da aber etwas dagegen haben.
Österreich ist durch die Wimpassingerin Michaela Polleres vertreten. Normalerweise müsste man ihr gute Chancen einräumen. Michi war WM-Fünfte in Tokio, hat dort im Kampf um Bronze nach Waza-ari-Führung gegen Sally Conway (GBR) Ippon verloren, ist in Budapest als Nummer 7 gesetzt – aber: Zuletzt, von der EM im November 2020 bis zur EM 2021 in Lissabon, hat Polleres in vier Turnieren jeweils ihren ersten Kampf verloren – und immer gegen die Slowenin Anka Pogacnik, die nur Nummer 35 der Welt ist. Es wird wieder schwer.
Deshalb können wir nicht vier Sterne vergeben,
sondern leider nur…
Frauen – bis 78 Kilo – 33 Judoka – Freitag, 11. Juni
Die nächste französische Gold-Hoffnung heißt Madeleine Malonga. Weltmeisterin 2019, Nummer 1 der Weltrangliste, in Budapest topgesetzt, Favoritin in der Klasse bis 78 Kilo. In der sich auch die Deutsche Anna Maria Wagner und andere, darunter unsere “Bernie”, Medaillenchancen ausrechnen dürfen. Aber an Malonga führt kein Weg vorbei …
Ja, unsere Bernadette Graf hat eine reelle Medaillenchance! Die Tirolerin vom Judozentrum Innsbruck (Nummer 16 im IJF-Ranking) hat nach ihrer langen Pause bei der EM eine starke Leistung gezeigt. Fünf der WM-Gesetzten kommen aus Europa, nur die Japanerin Mami Umeki (als Nummer 3 gesetzt), die Kubanerin Kaliema Antomarchi (6) und die Brasilianerin Mayra Aguiar (8) sind aus Übersee.
Wir trauen unserer “Bernie” Edelmetall zu
und geben ihr daher…
Frauen – über 78 Kilo – 43 Judoka – Samstag, 12. Juni
Unglaubliche 42 Judoka in der schwersten Frauen-Klasse sind bisher genannt! Idaylis Ortiz (CUB) und Sarah Asahina (JPN) waren als Zweite und Dritte schon 2019 auf dem WM-Podest, könnten es auch heuer schaffen. Auch die Brasilianerin Maria Suelen Altheman und die Weißrussin Marya Slutskaya sollte man nicht außer acht lassen. Österreicherin ist keine am Start.
Morgen: Die Favoriten und Chancen der Österreicher bei den Männern
Foto oben: Als erste Österreicherin wird am 8. Juni Sabrina FILZMOSER (hier mit ÖJV-Headcoach Yvonne BÖNISCH) bei ihrer wohl letzten WM um die Olympia-Qualifikation kämpfen. - @privat