Doch noch ein Happy End für Österreich bei der Judo-EM in Lissabon! Bernadette Graf holt in der Klasse bis 78 Kilo Bronze. Die Tirolerin feiert damit nach ihrer 14-monatigen Verletzungspause ein tolles Comeback. Auf dem Weg zu ihrer vierten EM-Bronzenen im Einzel (2013 bis 2015, jeweils bis 70 Kilo) kam sie nach einem Freilos und dem Sieg über Jovana Pekovic (MNE) mit einer Niederlage gegen die WM-Dritte Loriana Kuka (KOS) im Golden Score in die Trostrunde, in der die Olympia-Fünfte von Rio 2016 zunächst Marhinde Verkerk (NED) mit 3:1 Shidos bezwang. Damit stand die 28-Jährige vom Judozentrum Innsbruck im Bronze-Kampf gegen die um zwei Jahre ältere Französin Audrey Tcheumeo, die Olympia-Zweite von 2016 und vierfache Europameisterin. Graf hatte gegen die routinierte Französin hart zu kämpfen und wartete auf ihre Konterchance – nach 2:25 Minuten gelang ihr ein solcher (O-uchi-gari) und Tcheumeo landete Ippon auf dem Rücken. Damit stellte “Bernie” im direkten Duell mit Tcheumeo auf 4:0. Ein toller Erfolg zur rechten Zeit, rund drei Monate vor den Olympischen Spielen!

Graf war nachher happy:  “Wahrscheinlich war das die emotionalste meiner bisherigen EM-Medaillen. Dass ich nach einjähriger Wettkampfpause in meinem erst zweiten Turnier nach dem Comeback schon für eine Medaille gut bin, spricht für sich. Ich bin richtig glücklich, das gibt mir auch im Hinblick auf Tokio Berge.” ÖJV-Headcoach Yvonne Bönisch lobte die frischgebackene EM-Dritte: “Bernadette hat eine aus unserer Sicht relativ enttäuschende EM noch im letzten Moment gerettet. Ihre Leistung im Kampf um Bronze war beeindruckend.” Mit dieser Medaille setzte der ÖJV seine Erfolgsserie fort. Seit 2013 hat es bei jeder Europameisterschaft zumindest eine Medaille, 2018 und 2019 sogar zwei, gegeben.

Einen starken Auftritt lieferte auch Daniel Allerstorfer ab. Der Mühlviertler musste sich nach zwei Erfolgen erst im Kampf um den Pool-Sieg der Klasse über 100 Kilo dem russischen Europameister Inal Tasojew geschlagen geben und beendete die EM nach einer weiteren Niederlage in der Trostrunde gegen Or Sasson (ISR) als guter Siebenter, Bernadette Graf (JZ Innsbruck) unterlag bis 78 Kilo. Aaron Fara (Wimpassing) schied bis 100 Kilo mit einer Auftakt-Niederlage aus.

Am Schlusstag der EM gab es fünf Europameister aus fünf verschiedenen Ländern. Das spricht auch für die große Dichte der Spitzen-Athleten. Ein regierender Weltmeister, der Tscheche Lukas Krpalek, musste sich in der Klasse über 100 Kilo mit Bronze zufrieden geben. In der Medaillenwertung blieb der Kosovo (2/0/1) vorn, dahinter überraschend die Türkei (2/0/0) und Frankreich (1/3/4). Judoka aus zwölf Ländern holten zumindest einmal Gold. Österreich ist dank Graf auf Rang 17 unter den 45 teilnehmenden Nationen zu finden.

Alle Ergebnisse aus Lissabon findet ihr hier.

Foto oben: Bernadette GRAF zeigt stolz ihre Bronzemedaille - die wohl emotionalste in ihrer Karriere! @ÖJV/Oliver Sellner