Auch das noch! Jetzt hat die COVID-Pandemie auch das traditionelle Olympia-Trainingscamp in Mittersill gekappt. Am Montag Früh noch präsentierten sich die ÖJV-Asse, unter denen sich auch einige Wiener Judoka befinden, im Gruppenbild – am Nachmittag kam dann der Abbruch des bis Samstag geplanten Trainingslagers, noch bevor es richtig begonnen hatte. Corona stoppt das große Mittersill-Camp – eigentlich unglaublich! Überhaupt steht jetzt, mit der zumindest europaweit herrschenden Panik rund um die Virus-Mutation, der internationale Kalender mehr denn je in Frage. In einem halben Jahr sollen bereits die Judobewerbe bei den Olympischen Spielen laufen. Doch es gibt schon erste Anzeichen, dass es auch 2021 in Tokio nicht um Edelmetall gehen kann. Das IOC wird zusehends nervös, in Japan wird der Druck gegen Olympia immer größer, zumal im Großraum Tokio zuletzt die Infektionszahlen rapid angestiegen sind. Das Virus hat uns sozusagen fest in der “Kumi kata” …

Normalerweise tummeln sich in einer Jänner-Woche über 1.000 Judoka aus bis zu 70 Ländern auf der Matte, die über den gesamten Boden der Tennishalle beim Sporthotel Kogler ausgelegt ist. Heuer hat man ein eigenes Corona-Paket geschnürt. Nur je 100 Frauen und Männer, separate und in Gruppen festgelegte Trainingszeiten, auch beim Essen wollte man auf möglichst geringe Kontakte untereinander achten. Drei Olympiasieger und WeltmeisterInnen sind angereist, dazu drei Führende im IJF-Ranking, zwei aktuelle Sieger des Masters in Doha sowie 15 Frauen und 23 Männer des ÖJV-Kaders, darunter die beiden Wiener EM-Medaillengewinner Magdalena Krssakova und Stephan Hegyi. Sonntag war generell Anreisetag, doch Montag Nachmittag wurde das Camp vorzeitig beendet. Selbst das ausgeklügelte Präventivkonzept des ÖJV mit COVID-Tests für alle und alle 48 Stunden war angesichts der regionalen Situation im Land Salzburg nicht ausreichend. “Die Gesundheit aller Beteiligten bzw. der lokalen Bevölkerung steht selbstverständlich im Vordergrund, meinte ÖJV-Präsident Dr. Martin Poiger zum sicherlich schmerzhaften Abbruch des seit 1993 stattfindenden Trainingslagers.

Überhaupt scheint der Sport, und speziell auch Judo, in eine ungewisse Zukunft zu gehen. Zwar stehen die Termine auf der World Tour, die Turniere sollen wie bisher in einer Bubble durchgezogen werden, auch die EM im April in Lissabon und die WM im Juni in Budapest, wo die Olympia-Qualifikation beendet werden soll. Doch sind ja auch die Spiele selbst noch nicht gesichert. 70 Prozent der Japaner sprechen sich gegen eine Abhaltung der schon 2020 verschobenen Spiele 2021 aus, das IOC macht aber Druck. Britische Medien wollen schon wissen, dass Tokio 2021 komplett abgesagt wird (keine weitere Verschiebung auf 2022) und die Spiele nach Paris 2024 und Los Angeles 2028 dann im Jahr 2032 nachholt. Auch die Variante Tokio 2024, Paris 2028 und Los Angeles 2032 wäre möglich. Für die Entscheidung – ja oder nein 2021 – gibt es noch viele offene Fragen: Qualifikationen in den diversen Sportarten, Einreisebestimmungen für alle Olympia-Teilnehmer (eine Impfpflicht wird es nicht geben, weil bis Juli noch nicht alle Länder dieser Welt über Impfstoff verfügen werden) und die Frage, ob – und wenn ja – wie viele Zuschauer zu den einzelnen Bewerben zugelassen sein werden. Und natürlich spielen noch andere Faktoren mit: Kosten, bereits unterschriebene TV- und Werbeverträge, und die Sicherheit. Man darf gespannt sein – in sechs Monaten soll es im Budokan schon die ersten Olympiasieger geben …

Nähere Infos zum Abbruch des Mittersiller Camps auf www.judoaustria.at