Im Tennis gibt es jährlich vier Grand Slam-Turniere, im Judo sind es neun. Jenes am vergangenen Wochenende in Astana war schon das fünfte (aber letzte) vor der WM in Budapest (13. bis 20. Juni). Siege bei Grand Slams sind begehrt, gibt es doch nach Olympia, WM und dem Masters die meisten Punkte für die Weltrangliste. Doch nicht alle Nationen können alle Turniere bestreiten, weil es einfach nicht mehr machbar ist. Warum gibt es diese Flut an Grand Slam-Turnieren?

Melbourne, Paris, Wimbledon und New York sind die Schauplätze der größten Turniere des Jahres im Tennis. Im Judo reicht die Palette von Paris Anfang Februar, dem ehemaligen “Tournoi de Paris”, bis Tokio im Dezember, dem ehemaligen “Kano-Cup”. Dazwischen? Baku, Taschkent, Tiflis, Dushanbe, Astana (heuer mit dem Debüt), Ulanbaatar Ende Juli und Abu Dhabi im Herbst. Was auffällt: Fast ausschließlich in Staaten der früheren Sowjetunion, dazu die Mongolei und die Golfregion. Dass auch Linz einmal Austragungsort eines Grand Slam-Turniers im Judo werden könnte, hängt unter anderem von finanziellen Möglichkeiten ab. Der Grand Slam ist mit 154.000 Euro dotiert, der Grand Prix mit einem Drittel weniger. “Wir sind froh, dass wir – vertraglich bis 2026 – den Grand Prix in Linz haben. Und das geht nur, weil uns das Land Oberösterreich kräftig unterstützt”, weiß ÖJV-Präsident Dr. Martin Poiger. Natürlich will man den Vertrag verlängern, weil dann Linz 2027 und 2028 vor den Olympischen Spielen in Los Angeles ein wichtiges Turnier für die Olympia-Qualifikation sein würde und noch mehr Asse an die Donau bringen könnte. Bei den Judoka zählen Grand Slam-Siege natürlich mehr, weil es für Gold 1.000 Ranking-Punkte gibt. Beim Grand Prix sind es “nur” 700, was einem zweiten Platz beim Grand Slam entspricht. Freilich: Gold, Silber und Bronze bei Weltmeisterschaften sind doppelt so viel wert. Daher konzentrieren sich schon alle auf Budapest …

Beim Grand Slam-Turnier am Wochenende in Astana feierte die Deutsche Mascha Ballhaus den Klassensieg bis 52 Kilo. Die WM-Dritte von Abu Dhabi 2024 zählt mit ihrer Zwillingsschwester Seja Ballhaus, frischgebackene Europameisterin von Podgorica und Siegerin des Grand Prix in Linz (bis 57 Kilo), zu den großen Hoffnungen unserer Nachbarn für die WM in Budapest. Und die beiden, noch keine 25 Jahre alt, wollen in drei Jahren auch nach Los Angeles und dort einen “Uralt-Rekord” brechen – denn ÖJV-Headcoach Yvonne Snir-Bönisch ist seit 2004 in Athen und seit 21 Jahren nach wie vor die einzige deutsche Judo-Olympiasiegerin (bis 57 Kilo). “Es wäre schon an der Zeit”, sagt Yvonne. In Paris ist Miriam Butkereit, übrigens nach einem Semifinal-Erfolg über unsere Michaela Polleres, im Finale an der Kroatin Barbara Matic gescheitert.

Zurück nach Astana: Zwar holten die Ostasiaten am Sonntag, dem Schlusstag, vier der fünf Goldenen (je zwei), aber am Ende blieben die IJF-Judoka in der Medaillenwertung (3/2/0) knapp vor Südkorea (3/0/0) und Japan (2/4/1) vorn. Einen der beiden japanischen Siege holte Junioren-Weltmeister Dota Arai bis 100 Kilo. Frankreich (2/1/1) landete dahinter auf Rang vier. Je einen Klassensieg holten China, Deutschland, Italien und die Schweizer, deren Ex-Weltmeister Nils Stump (2023 in Doha) die Kategorie bis 73 Kilo gewann. Österreich war unter den 358 Judoka aus 44 Nationen nicht vertreten.

Alle Ergebnisse aus Astana findet ihr hier.

JudoCards: Wien ist die Nummer 1

Bei der Generalversammlung des Österreichischen Judoverbandes in St. Pölten, bei der Wien durch Präsident Erwin Schön und Sportdirektor Ali Reismann vertreten war, wurde unser Landesverband für die meisten JudoCards im Jahr 2024 vor den Vorhang gebeten. 2.633 gemeldete Judoka trainierten im Vorjahr in den Wiener Vereinen, in Oberösterreich waren es 2.377 und in Niederösterreich 1.748. Auch in der Vereinswertung brachte es Wien auf Stockerl. Da siegte UJZ Mühlviertel mit 430 aktiven Mitgliedern vor dem Judozentrum Innsbruck (388) und Vienna Samurai (280). Wir gratulieren “schön” …

Foto: So jubelte Mascha BALLHAUS nach ihrem Finalsieg über die Spanierin Leiva SANCHEZ. Zwillingsschwester Seja war nicht in Astana - @IJF / Tamara Kulumbegashvili