Es ist wie verhext! Lubjana Piovesana, Olympia-Fünfte in Paris und EM-Fünfte 2024 sowie WM-Fünfte 2023, scheint diesen undankbaren Platz gepachtet zu haben – auch bei der EM 2025 in Podgorica verlor die 28-Jährige am Donnerstag den Bronze-Kampf bis 63 Kilo, diesmal gegen die überraschend starke Italienerin Carlotta Avanzato nach 15 Sekunden im Golden Score. Angesichts der Umstände aber eine starke Leistung von “Lulu”! Jetzt liegt es ab Freitag am WM-Siebenten Bernd Fasching (bis 81 Kilo), den drei Borchashvilli-Brüdern und anderen, doch noch eine Medaille für Rot-Weiß-Rot zu holen.

Der fünfte Platz von Piovesana bleibt vorerst die einzige Platzierung für Judo Austria bei dieser EM. Mit einem Yuko kurz vor Ende gegen Kaja Kajzer (SLO) erreichte die Olympia-Fünfte zunächst das Achtelfinale gegen Ayten Yeksan (TUR), das sie schnell am Boden mit Ippon gewann. Gegen die starke Französin Manon Deketer stand “Lulu” aber auf verlorenem Posten – Ippon-Niederlage durch Osaekomi nach knapp zwei Minuten. In der Trostrunde bezwang die gebürtige Britin Inbal Shemesh (ISR) nach nur 31 Sekunden mit Ippon für eine Sangaku-Technik. Im Bronze-Kampf gegen Avanzato entschied eine Beintechnik nach wenigen Sekunden im Golden Score. Gold holte übrigens sensationell die Tschechin Renata Zachova, die im Finale Frankreichs Olympiasiegerin und sechsfache Weltmeisterin Clarisse Agbegnenou bezwang und Europameisterin wurde.

Der zweite Tag hatte begonnen, wie der erste endete – mit vier Niederlagen. Samuel Gaßner, zuletzt in starker Form, unterlag am Donnerstag in der Klasse bis 73 Kilo dem Franzosen Maxime Gobert nach ausgeglichenem Kampf und 54 Sekunden im Golden Score mit Yuko und schied ebenso aus wie Laura Kallinger (Judoring Wien / bis 57 Kilo), die gegen Kitti Kovacs (HUN) mit der Schlusssirene im Festhalter die Segel streichen musste. Auch die beiden Leibnitzerinnen Verena Hiden (bis 57 kg – gegen Kristina Nisevic / SRB, Yuko) und Lisa Tretnjak (bis 63 Kilo – gegen Iva Oberan / CRO – Waza-ari) verloren.

Was gab´s international noch? Bis 57 Kilo der Frauen setzte sich die Deutsche Seja Ballhaus durch, bei den Männern bis 73 Kilo der starke Russe Danil Lavrentev, der im Finale Italiens Star Manuel Lombardo schlug. Spannend war der über zehn Minuten dauernde Bronze-Kampf, in dem sich der Olympia-Zweite Joan-Benjamin Gaba (FRA/24 Jahre) im Generationen-Duell mit dem um neun Jahre älteren Lasha Shavdatuashvili durchsetzte. Der Georgier war vor nun schon 13 Jahren als 20-jähriger 2012 in London Olympiasieger bis 66 Kilo geworden. Frankreich (2/1/4) führt die Medaillenwertung nach zwei Tagen vor den “Neutralen” (unter IJF-Flagge – 1/2/0) und Georgien (1/1/0) an. In der Nationenwertung, für die auch fünfte und siebente Plätze zählen, ist Österreich dank Piovesana unter den 47 teilnehmenden Ländern auf dem 16. Platz zu finden.

Nun liegt es aber an den schwereren Judoka, doch noch die Kohlen aus dem Feuer, sprich: eine Medaille für Österreich, zu holen. Am Donnerstag reiste Galaxy-Coach Thomas Haasmann an, am Freitag wird er – wie gewohnt, lautstark und emotional – von der Tribüne der Moraca-Arena aus seine ersten beiden Schützlinge anfeuern. Beide in der Klasse bis 81 Kilo, wobei Fasching gleich im ersten Kampf gefordert ist. Der 21-Jährige trifft nämlich auf den Linz-Sieger Antonio Esposito (ITA). “Wenn er Esposito schlagen kann, holt er eine Medaille”, ist Haasmann vom Können des WM-Siebenten überzeugt. Magamed Borchashvilli, der erste aus dem Brüder-Trio (Adam und Movli kämpfen Samstag), muss bei einem Freilos noch warten, ob sich in Runde eins ein Judoka aus Zypern oder der aus der Republik Moldau durchsetzt. Auch die Salzburgerin Elena Dengg (bis 70 Kilo) steigt auf die Matte – doch die Junioren-Welt- und Unter-23-Europameisterin war zuletzt angeschlagen.

Kurioses Detail am Rande der EM: Für den sonntägigen Mixed-Bewerb war Österreich gegen Belgien und im Falle eines Aufstiegs gegen Olympiasieger Frankreich gelost worden. Wegen eines Formalfehlers musste neu ausgelost werden. Jetzt bekommen wir es mit Gastgeber Montenegro zu tun, und bei einem Sieg mit Georgien.

Alle Ergebnisse aus Podgorica findet ihr hier.

Foto: Lubjana PIOVESANA (weißer Judogi) verpasste wieder ihre erste große Medaille - @Judo Austria