Bei der Judo-EM ab Mittwoch in Podgorica gibt es eine Premiere – erstmals in der europäischen Judo-Geschichte wird ein Brüder-Trio um EM-Medaillen kämpfen. Es sind die drei Wiener Magamed (bis 81), Adam (bis 100) und Movli Borchashvilli (über 100 Kilo), die in Montenegros Hauptstadt auf die Tatami steigen werden. Ein Clan tritt an – und will auch anschreiben. Mit Bernd Fasching (81 Kilo) stellen die Allianz Kukla Galaxy Tigers einen vierten Judoka – vier von einem Verein, auch ein Novum …

Es gibt in der langen EM-Geschichte nur ein vergleichbares Beispiel – die belgische Judo-Familie Laats, die Ende der 80er und Anfang der 90er-Jahre sehr erfolgreich war. Das waren sogar vier Brüder, aber Lode schaffte es nie zu einer EM, Stefaan kämpfte 1989, und so blieb es beim Duo Philip und Johan Laats, die von 1991 bis 1995 viermal gemeinsam bei einer EM antraten. Dabei holte Philip zweimal EM-Bronze, Johan wurde 1997 in Ostende sogar Europameister (bis 78 Kilo) und brachte es zudem auf zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen. Dazu wurde er 1991 in Barcelona Vize-Weltmeister.

Von den “drei Musketieren” Borchashvilli darf man derartige Erfolge (noch) nicht erwarten. “Ich wäre schon zufrieden, wenn von meinen vier Startern einer eine Top-7-Platzierung macht”, sagt Klub-Trainer Thomas Haasmann, der am Donnerstag nach Podgorica fliegt, um in bewährter Manier seine Schützlinge (von der Tribüne aus) zu coachen. Welcher der drei hat die besten Chancen? “Das kann man so nicht sagen. Es haben sich alle drei super entwickelt – Magamed war früher faul und ist in den letzten zwei, drei Jahren regelrecht explodiert”, sagt Haasmann. “Movli war als Kind nur fett, ich hab ihm dann einen speziellen Trainingsplan verpasst. Heute ist er ein brillanter Techniker. Und Adam, der schon alle Stars geschlagen hat und dem ich empfohlen habe, in die 100er-Klasse aufzusteigen, will einfach nur Spaß am Judo haben.”

Adam, mit 28 Jahren der “große Bruder” des Geschwister-Trios, hat sich heuer mit dem Sieg beim European Open in Ljubljana für die EM qualifiziert. Eigentlich eher überraschend, weil er als Chef seiner Reinigungsfirma (“AFS GmbH”) beruflich ziemlich ausgelastet ist. Auf der IJF-World Tour hat bisher nur Movli als Dritter beim Grand Prix 2024 in Zagreb angeschrieben, das “Nesthäkchen” Magamed war im Vorjahr Dritter der Unter-23-EM in Pila. Haasmann: “Da ist noch viel Potenzial drin!”

Die drei verstehen sich gut. Und sie ergänzen sich gegenseitig. “Judo ist unser Leben”, sagt Adam, der auf seine beiden jüngeren Brüder schaut. “Das war schon immer so, aber mir taugt meine Rolle.” Und wenn einer der drei erfolgreich ist, freuen sich die beiden anderen mit. Jetzt will der Borchashvilli-Clan auch in Podgorica anschreiben. Letzte Woche gab es noch ein Intensiv-Training im Olympia-Stützpunkt auf der Linzer Gugl, Ostern haben sie nicht gefeiert. “Wir drei sind Muslime, feierm Ostern nicht. Aber vielleicht haben wir in ein paar Tagen Grund zum Feiern”, lacht Adam. Ort der Party wäre Podgorica …

Die “drei Musketiere” Borchashvilli

  • Magamed – geboren am 18.9.2003 (21 Jahre) – Verein: Allianz Kukla Galaxy Tigers. – Gewichtsklasse bis 81 Kilo (EM-Start am, Freitag). – Erfolge: EM Bronze Unter 23 in Pila (2024), einmal Staatsmeister.
  • Adam – geboren am 30.12.1996 (28 Jahre) – Verein: Allianz Kukla Galaxy Tigers. – Gewichtsklasse bis 100 Kilo (EM-Start am Samstag). – Erfolge: Sieger European Open 2025 Ljubljana, zweimal Staatsmeister.
  • Movli – geboren am 12.7.2001 (23 Jahre) – Verein: Allianz Kukla Galaxy Tigers. – Gewichtsklasse über 100 Kilo (EM-Start am Samstag). – Erfolge: Grand Prix-Bronze 2024 in Zagreb, zweimal Zweiter bei den European Open 2024 (Györ und Warschau), Militär-WM-Dritter 2024 in Taschkent, dreimal Staatsmeister.
Foto: Die "drei Musketiere" Borchashvilli - Magamed, Adam und Movli - @privat/JLVW