Während am Samstag die (heute 29 Jahre) gewordene Leibnitzerin Katharina Tanzer (bis 48 Kilo) als erste ÖJV-Athletin gegen Wong Ka Lee (HKG) auf die Tatami in der Champs-de-Mars-Arena vor dem Eiffelturm in den olympischen Judo-Bewerb eingreifen wird, starten nebenan auch die Männer bis 60 Kilo ins Turnier. Das Duell lautet Japan gegen Frankreich mit Chancen auch für andere. Wer wird der Olympia-Superstar? Hifumi Abe oder doch auch wieder Teddy Riner? Hier ein Überblick über die sieben Männer-Kategorien.
Bis 60 kg:
Fünf der Top 6 im IJF-Ranking sind Samstag auf der Matte zu sehen. Eine Kategorie, die ziemlich ausgeglichen scheint und von Yung Wei Yang (TPE) als Nummer 1 angeführt wird. Klar ist, dass entweder Francisco Garrogos (ESP / Nr. 4) oder Riyuju Nagayama (JPN / 5) seinen Traum von Olympia-Gold schon in der dritten Runde begraben muss – denn der Weltmeister von 2023 und dreifache Europameister trifft im Pool B wohl auf den zweifachen WM-Dritten und Asien-Meister. Gute Siegchancen hat aber auch der erst 21-jährige Giorgi Sardalashvili (GEO), der erst vor zwei Monaten in Abu Dhabi Weltmeister geworden war. In dieser Klasse ist kein Österreicher am Start.
Bis 66 kg:
Hier haben die Japaner das gleiche Luxus-Problem wie Kanada bei den Frauen bis 57 Kilo – zwei Top-Stars, aber nur einer darf in Paris auf die Tatami. Es ist Hifumi Abe, der schon vor drei Jahren in Tokio Olympiasieger wurde. Damals hatte es einen 20 Minuten (!) dauernden Ausscheidungskampf gegen Joshiro Maruyama gegeben, in dem sich Abe durchsetzte. Heuer fiel die Entscheidung zugunsten des vierfachen und gegen den zweifachen Weltmeister. Abe ist allerdings nicht topgesetzt – die Nummer 1 ist Denis Vieru, Europameister und zweifacher WM-Dritter aus Moldau. Kein Österreicher am Start.
Bis 73 kg:
Am Montag geht für Samuel Gassner (UJZ Mühlviertel) ein Traum in Erfüllung – er darf mit einer Art “Wild Card” (weil eigentlich nicht fürs Einzel qualifiziert, aber für den Mixed-Bewerb genannt und somit auch im Einzel startberechtigt) auf die Matte. Mit der Medaillenvergabe wird der junge Österreicher aber wohl nichts zu tun haben. Topgesetzt ist Weltmeister Hidayat Heydarov (AZE) vor Soichi Hashimoto (JPN). Außenseiterchancen räumt man auch Ex-Weltmeister Nils Stump (SUI) und Manuel Lombardo (ITA/zweifacher Vize-Weltmeister) ein.
Bis 81 kg:
Eine spannende Gewichtsklasse mit einigen Gold-Anwärtern! Der aktuelle Weltmeister, Ex-Weltmeister und der Olympiasieger 2021, alle aus den Top 8 im Ranking steigen auf die Tatami. Die Favoriten sind Matthias Casse (BEL / Weltmeister 2019 und Nummer 1), der aktuelle und dreifache Weltmeistert Tato Grigalashvili (GEO) und der in Tokio vergoldete Takanori Nagase (JPN). Und Österreich hofft auf Wachid Borchashvili (LZ Multikraft Wels / Nr. 19 der Welt), der anstelle seines “erkrankten” Bruders Shamil (Nr. 9) antreten wird. Wachid würde, wenn er seinen Auftaktkampf gewinnt, auf Grigalashvili treffen …
Bis 90 kg:
Favorit in dieser Kategorie ist ein weiterer Georgier: Lasha Bekauri, der übrigens heute, Freitag, erst 24 Jahre alt wird, hat Olympiagold 2021 geholt, war Vize-Weltmeister und Europameister. Die schärfsten Rivalen dürften jene zwei Judoka sein, die hinter der Nummer 1 lauern: Nemanja Maydov (SRB) und Sanshiro Murao (JPN). Außenseiterchancen hat sicher auch Ex-Weltmeister Noel Van T´End (NED). Kein Österreicher am Start.
Bis 100 kg:
Olympiasieger Aaron Wolf (JPN) oder der zweifache Weltmeister und Dritte von Tokio 2021, Jorge Fonseca (POR) – einer der beiden (übrigens nicht gesetzten) Stars dieser Klasse bleibt auf der Strecke – oder gar beide, wenn unser Aaron Fara (JC Wimpassing) in seinem Pool beide schlägt und selbst um eine Medaillenchance kämpft. Nummer 1 in dieser Klasse ist der aktuelle Weltmeister Zelym Kotoiev (AZE), Gold-Chancen haben sicher auch Ilia Sulamanidze (GEO) und vor allem der Kanadier Shady Elnahas, der sechsfache Amerika-Meister und WM-Finalist von Abu Dhabi.
Über 100 kg:
2007 in Rio wurde er als 18-Jähriger erstmals Weltmeister, zehn weitere Titel sollten folgen, dazu zweimal Einzel- und einmal Team-Gold bei Olympia – wird Paris der krönende Abschluss der einzigartigen Karriere von Teddy Riner? Für den Franzosen ist es das letzte große Ziel auf der Matte. Aber Riner ist, weil oft absent, nur Nummer 7 und könnte im Viertelfinale auf eine echte Hürde treffen – der Georgier Guram Tushishvili (Nr. 4) verlor zwar das Olympia-Finale 2021 gegen Riner, aber war auch schon Weltmeister. Heuer musste sich Tushishvili im WM-Finale dem Koreaner Min-Jong Kim, der in Paris auch als Nummer 1 antreten wird, geschlagen geben. Kein Österreicher am Start.
Foto: Frankreichs Superstar Teddy RINER - gelingt der krönende Abschluss in seinem "Wohnzimmer"? - @EJU / Gabi Juan