Historischer Tag für Judo Austria! Gleich drei ÖJV-Athleten erreichten beim Grand Slam-Turnier in Duschanbe das Finale! Und zwei von ihnen holten Gold – Lubjana Piovesana (LZ Hohenems) gewann in der Klasse bis 63 Kilo ihren zweiten Grand Slam-Titel, Michaela Polleres (JC Wimpassing) bis 70 Kilo sogar schon ihren dritten. Nur Wachid Borchashvili (LZ Multikraft Wels) musste sich in seinem Finale bis 81 Kilo geschlagen geben. “Das ist ja unglaublich, richtig verrückt”, jubelt ÖJV-Headcoach Yvonne Snir-Bönisch. Selbstredend, dass alle drei Judoka in zwei Wochen mit einer großen Portion Selbstvertrauen zur WM nach Abu Dhabi fliegen.
Piovesana bezwang auf ihrem Weg ins Finale Eter Askilashvili (GEO), Kamila Badurova (AIN) und die EM-Dritte von Zagreb, Savita Russo (ITA) jeweils vorzeitig. Im persönlichen Head-to-Head gegen Finalgegnerin Dali Liluashvili (AIN) führt die 27-jährige Wahl-Vorarlbergerin mit 2:0, das letzte Duell gewann sie vergangenen Oktober beim Grand-Slam in Abu Dhabi. Auch am Samstag in Duschanbe behielt “Lulu” die Oberhand, gewann mit Waza-ari in einem taktisch blendend geführten Kampf und holte neben Gold noch 1.000 Punkte fürs Ranking. Damit ist Piovesana in dieser Gewichtsklasse klar Österreichs Nummer 1 – und könnte jetzt sogar bei Olympia unter die Top-8-Gesetzten kommen. “Daran habe ich noch gar nicht gedacht – aber ich nehme jede, wie sie kommt!”
Polleres, wie Piovesana als Nummer 1 ins Turnier gegangen, blieb in ihren Vorrundenkämpfen gegen Gabriella Willems (BEL), Szabina Gercsak (HUN) und Anka Pogacnik (SLO) ungefährdet, vor allem der Erfolg gegen Pogacnik darf besonders erwähnt werden. Die 26-jährige Niederösterreicherin hatte die letzten sechs Duelle auf der World-Tour gegen die Slowenin allesamt verloren, diesmal setzte sich die Weltranglisten-Fünfte klar durch und gewann mit Ippon (nach einem sehenswerten Ura-nage/Rückenwurf). Die Olympia-Silbermedaillengewinnerin von Tokio trifft jetzt im Kampf um den Turniersieg bzw. 1.000 Zähler für die Weltrangliste auf die starke Kroatin Lara Cvjetko, Vize-Weltmeisterin von 2022 und EM-Dritte von Zagreb 2024. Polleres gewann auch das zweite Duell mit Cvjetko – nach Waza-ari-Führung durch einen Konter gelang der Niederösterreicherin ein Ippon, die Kroatin hatte schon zwei Shidos.
Auch Borchashvili gab sich am Samstag in der Hauptstadt Tadschikistans keine Blöße, bezwang auf seinem Weg ins Finale Mohamed Rebahi (QAT), Tomas Morales (ARG), Zaur Dvalashvili (GEO) und Timo Cavelius (GER). Im Finale hat er vermeintlich die schwierigste Aufgabe der drei ÖJV-Judoka, muss gegen Yoshito Hojo (JPN) auf die Matte. Der 22-jährige Japaner wurde international erst zweimal eingesetzt, im Vorjahr gewann er in Chengdu (CHN) die Studenten-Weltmeisterschaft, heuer im Jänner besiegte er auf seinem Weg zum Grand-Prix-Erfolg in Odivelas (POR) u.a. Ex-Weltmeister Saeid Mollaei (AZE), den WM-Dritten Joonhwan Lee (KOR) und den EM-Dritten Vedat Albayrak (TUR). Und der Japaner ließ im Gold-Kampf dem Österreicher keine Chance. Aus dem ersten Osaekomi konnte sich Wachid noch befreien, aus dem zweiten nicht mehr. Damit Silber für den Welser, dessen eigener Bruder Shamil der größte Rivale um ein Olympia-Ticket ist. “Es geht nicht vorrangig darum, wer von uns nach Paris fährt. Es geht darum, dass wir in der Klasse bis 81 Kilo eine Olympia-Medaille holen”, meinte Wachid, der dem Sieg nachtrauerte. “Ich war zu dumm …”
Österreich war am zweiten Tag des Grand Slam-Turniers erfolgreichste Nation, die weiteren Goldenen holten der Schweizer Nils Stump (bis 73 kg) und eben der Japaner Hojo. Vor dem Schlusstag, an dem keine ÖJV-Judoka mehr auf die Matte steigen, führen in der Medaillenwertung unter 65 Nationen (390 Judoka) Österreich und die Schweiz (je 2/1/0) vor Tadschikistan (1/2/1), sowie Japan und Mongolei (je 1/0/1), Weitere Goldene holten bisher Turkmenistan und Kanada.
Bei der WM (19. bis 24. Mai) in Abu Dhabi sind unsere drei Duschanbe-Finalisten, aber auch “drei plus eins” Wiener Judoka im Einsatz: Laura Kallinger (Judoring Wien) gibt ihr WM-Debüt bis 57 Kilo, Magdalena Krssakova (JC Sirvan) bis 63 Kilo und Movli Borchashvilli (Allianz Kukla Galaxy Tigers) über 100 Kilo sind die weiteren Wiener, dazu Bernd Fasching (Galaxy), der (wie schon 2023 in Diha) “nur” im Mixed-Bewerb bis 90 Kilo auf die Matte steigen darf und Ersatzmann bis 81 Kilo ist.
ÖJV-WM-Kader für Abu Dhabi, Frauen, -48 kg: Katharina Tanzer (SU Noricum Leibnitz/ST), -57: Laura Kallinger (Judoring/W), -63: Magdalena Krssakova (JC Sirvan/W), Lubjana Piovesana (LZ Hohenems/V), -70: Michaela Polleres (JC Sparkasse Wimpassing/NÖ), +78: Maria Höllwart (ESV Sanjindo Bischofshofen/S); Männer, -73: Samuel Gaßner (UJZ Mühlviertel/OÖ), -81: Shamil und Wachid Borchashvili (beide LZ Multikraft Wels/OÖ), – 100: Laurin Böhler (LZ Hohenems/V), Aaron Fara (JC Sparkasse Wimpassing/NÖ), +100: Movli Borchashvilli (Allianz Kukla Galaxy Judo Tigers); im Mixed-Teambewerb mit dabei: Bernd Fasching (-90/Allianz Kukla Galaxy Judo Tigers – bzw. Ersatzathlet im Einzel, -81).
Foto: Lubjana PIOVESANA hält ihre Viertelfinalgegnerin fest, am Ende gab´s sogar Gold - @IJF / Tamara Kulumbegashvili