Die Judo-WM 2019 ist die schon sechste in Japan. Fünf von ihnen fanden im Großraum Tokio statt, eine (2003) in Osaka. Bei zwei von ihnen war der Autor dieser Serie dabei – Erinnerungen an 1995 und 2010 …

PATRICK UND SABSI … In den Jahren 1956 und 1958 fanden die ersten Judo-Weltmeisterschaften in Japan statt. Erst 39 Jahre danach gab´s die dritte WM im Mutterland des Judo, bei der ich erstmals in Japan war. Die Erinnerungen an 1995 in Makuhari-Chiba und 2010 in der Yoyogi-Halle in Tokio sind noch frisch. Und flackern natürlich vor dem dritten Japan-Trip auf.

1995 war es mit “nur” dreimal Gold nicht gerade die WM der Japaner. Aber unvergessen bleibt Olynpiasieger (1992 in Barcelona) Toshihiko Koga, der mit dem dritten WM-Titel (bis 78 Kilo) ein Jahr später ins olympische Turnier ging und noch einmal Silber holte. Die Koreaner holten damals ebenso drei Titel, und auch andere Nationen durften am Goldkuchen mitnaschen. Wie Deutschland mit Weltmeister Udo Quellmalz (bis 66 Kilo), dem späteren ÖJV-Cheftrainer. Oder Polen mit Weltmeister Pavel Nastula (bis 95 Kilo). Die Franzosen hatten mit David Douillet schon damals einen Schwergewichtler der besonderen Klasse, er holte auch Gold im Open-Bewerb.

Und da war ein Österreicher, der in der Koga-Klasse bis 78 Kilo ordentlich mitmischte und am Ende, nach fünf Siegen und nur einer Niederlage gegen den Franzosen Djamil Bouras, Bronze holte – Patrick Reiter, der aufgeweckte Junge aus Bischofshofen, der fünf Monate davor Europameister in Birmingham geworden war und zu den Favoriten seiner Kategorie zählte. Gegen den Deutschen Stefan Dott lag unser Patrick aber 26 Sekunden vor dem Ende mit drei Yuko-Wertung scheinbar hoffnungslos zurück. Während der Deutsche konditionell am Ende war, suchte Reiter seine Chance und griff pausenlos an. Daher Shido 26 Sekunden vor dem Schluss, Chui 14 Sekunden vor dem Gong, und als Dott drei Sekunden vor Kampfende einen Scheinangriff machte, gab´s Keikoku, das früher einem Waza-ari für den Gegner gleichkam. Sieg für Patrick, der in Runde 2 auf den Usbeken Wladimir Schmakow traf. Reiter fiel Waza-ari und hatte dabei Glück, dass der Kampfrichter nicht Ippon gab, und dann hielt der Salzburger seinen Gegner fest. Erst Bouras stoppte den Österreicher, der sich dann über die Trostrunde noch zu Bronze kämpfte.

15 Jahre später, im September 2010, war die Yoyogi-Halle in Tokio Schauplatz der WM. Wieder mit einer Medaille für Österreich! Sabrina Filzmoser holte bis 57 Kilo ihr zweites WM-Bronze nach Kairo 2005. Auch die mittlerweile 39-jährige und immer noch aktive Welserin benötigte fünf Siege. “Sabsi” musste sich erst im Semifinale der Portuguesin Telma Monteiro geschlagen geben, im Kampf um Bronze gewann Filzmoser gegen die Kubanerin Yurisleydis Lupetey mit Yuko für O-uchi-gari, nachdem sie in der Bodenlage im Würger der Kubanerin schon mehr weg als noch da gewesen war. Lustige Szene danach bei meinem TV-Interview für den ORF: Wir hatten ledigleich eineinhalb Minuten Zeit für die offene Leitung nach Wien. Kurz nachdem ich das Interview begonnen hatte, fing das über eine Leuchte gelegte Pergamentpapier zu glosen an – schnell löschen und weitermachen war angesagt! Es ging sich alles gerade noch aus …

Das absolute Highlight dieser WM 2010 fand in der Klasse bis 60 Kilo statt, und zwar schon im 64er-Finale als erster Kampf des Tages um 9 Uhr morgens in der schon vollbesetzten Halle. Der Koreaner Min-Ho Choi, der 2008 das Olympia-Finale gegen unseren Ludwig “Lupo” Paischer gewonnen hatte, traf auf Georgi Zantaraya, 2009 in Rotterdam als erster Ukrainer Weltmeister – und Zantaraya gewann das Gigantenduell mit einem tollen Ippon, erreichte sogar das Finale! Bei dieser WM feierte der Franzose Teddy Riner im Schwergewicht seinen dritten WM-Titel, aber der heutige Superstar erlitt im Finale der Offenen Klasse auch seine bislang letzte Niederlage – sein Bezwinger: Daiki Kamikawa aus Japan. Seither hat Riner übrigens ALLE seine 109 Kämpfe bis zum heutigen Tag gewonnen …

Morgen: Österreich in der ewigen WM-Statistik auf Rang 18.

Sayonara – Joe Langer