Der Stress des Henrik S.

Fast 700 Nachwuchs-Judoka aus 22 Ländern tummelten sich am vergangenen Wochenende in der Kurt Kucera-Halle beim „Internationalen Preisgeld-Turnier“ der Sportunion Karuna Wien auf sechs Matten. Danach gab es noch ein zweitägiges Trainingslager. Während beim Upper Austria-Grand Prix nächste Woche in Linz ein breit aufgestelltes Organisationskomitee für den möglichst reibungslosen Event-Ablauf sorgt, lag es in Wien an einem „Mädchen für alles“: an Karuna-Obmann Henrik Schwam, der auch Schriftführer im Judo-Landesverband Wien ist. Ein Einblick in das Stress-Leben des Judo-Fanatikers Henrik S. …

Der gute Henrik war schon die letzten Wochen kaum ansprechbar. Probleme hier, Probleme da. Und dann waren es insgesamt 695 Judoka aus 22 Ländern in den Altersklassen U14, U16, U18 und U23, die um insgesamt 64 Klassensiege kämpften. Schwam rotierte. „Ich hatte zu wenige Leute. Zwar habe ich auch Aufgaben delegiert, aber dann kamen wieder alle zu mir und haben mich gefragt, was zu tun ist“, schildert Henrik, der gewissermaßen das „Mädchen für alles“ im Verein ist und es auch beim Turnier war. Zum Schlafen kam er kaum in diesen Tagen. Beim Turnier sollte, so war es ursprünglich geplant, Mathias Czizsek als Landestrainer Sportchef des „Team Vienna“ sein, das als solches mit Judoka aus verschiedenen Vereinen antrat und letztlich auch die Punktewertung im Preisgeld-Turnier gewann (vor CTM Zapad / SVK und dem LV Oberösterreich). Aber Czizsek wurde für das European Open in Warschau nominiert und war nicht da. „Letztlich war dann ich der offizielle Teamchef des Team Vienna“, erzählt Henrik. Der sich aber durch diverse Probleme („auch ich habe sicher Fehler gemacht“) nicht davon abhalten lassen will, dieses nach 15 Jahren Pause wiederbelebte Vereinsturnier auch 2025 zu veranstalten. Wieder die Arbeit und das Risiko auf sich nehmen? „Ja, weil das Turnier und auch das Camp bei den Trainern vieler Länder gut angekommen ist und für mich mehr zählt als jedes Risiko, das man vielleicht eingeht.“ Aber Schwam weiß auch: „Ich werde 2025 mehr Leute brauchen und auch ein professionelleres Umfeld.“

„Wir kommen wieder!“, sagt etwa Constantin, Trainer der griechischen Mannschaft aus der Region Chalkidiki, wo es im August übrigens auch ein einwöchiges Sommer-Trainingscamp geben wird. „Aber da wollen wir nicht, wie heuer, vier dritte Plätze holen, sondern auch einen Sieg.“ Marijan, der slowakische Betreuer, fand Turnier und Camp als „wertvolle Erfahrung für die jungen Judoka, die eine neue Stadt kennenlernen, Wettkampferfahrung sammeln und neue Freunde gewinnen“ konnten. Trainer David aus Prag war von den vielen Teilnehmern begeistert. „Eine gute Sache – und Danke dafür, dass es dieses Turnier gibt.“ Der Dank vieler ermutigt Henrik, weiterzumachen. Auch wenn er dann wieder ein über Tage dauerndes Stressleben bewältigen wird müssen …

Ergebnisse vom Internationalen Karuna-Turnier: JudoManager Portal

Foto: Henrik SCHWAM (links) organisierte das Preisgeldturnier der Sportunion Karuna - @privat / zVg

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