Oje, Abe! Kein Double

Oje, Abe! Bei der Judo-WM 2025 in Budapest gab es kein viertes Gold-Double für die Geschwister Uta und Hifumi Abe. Während Uta in der Frauen-Klasse bis 52 Kilo problemlos und durchwegs mit Ippon zu ihrem fünften WM-Titel stürmte, musste sich Bruder Hifumi im Viertelfinale der 66-Kilo-Klasse dem Tadschiken Obid Dzehbov mit Ippon geschlagen geben. Als (schwachen) Trost holte der zweifache Olympiasieger und vierfache Weltmeister am Ende Bronze. Dennoch gab es am Samstag zweimal Gold für Japan! Denn Takeshi Takeoka „rächte“ seinen Teamkollegen gegen einen anderen Tadschiken, Nurali Emomali, und bezwang diesen im Finale mit Yuko. Damit hat Japan nach Gold für Ryuju Nagayama (bis 60 Kilo) am Freitag nach zwei Tagen und vier Gewichtsklassen schon drei Goldene …

2018, 2022 und 2023 wurden der nun 27-jährige Hifumi und seine um drei Jahre jüngere Schwester am selben Tag Weltmeister, 2021 gelang ihnen dieses Kunststück auch bei den Olympischen Spielen im eigenen Land. 2017 wurde Hifumi erstmals Weltmeister, da war Uta noch nicht so weit. 2019 in Tokio holte sie WM-Gold, aber Hifumi nach einer Halbfinal-Niederlage gegen den späteren Weltmeister Joshiro Mayurama (JPN) nur Bronze. Im Olympiajahr 2024 verzichteten beide auf eine WM-Teilnahme. Aber jetzt, in Budapest, wollten sie das vierte Double, aber dann passierte das …

Hifumi gewann zwar seinen ersten Kampf gegen Elios Manzi (ITA) mit Waza-ari und Yuko, beherrschte ihn von der ersten Sekunde an. Gegen Luukas Saha (FIN) gewann er noch mit Ippon, doch dann kam Dzehbov, der einen Abe-Angriff konterte. Zuerst gab der Kampfrichter Waza-ari, doch nach Video-Beweis wurde die Entscheidung auf Ippon revidiert. Aus der Traum der Abe´s! Schwester Uta machte es besser und souverän. Drei Ippon-Siege über Sofia Asvesta (CYP), die Olympia-Zweite Amadine Buchard (FRA) und Kelly Deguchi (CAN), und dann auch ein Ippon-Sieg (mit Seoi-Nage) nach nur 46 Sekunden im Semifinale gegen die Deutsche Mascha Ballhaus. Utas Finalgegnerin war eine alte Bekannte – Distria Krasniqi (KOS), die vor ihr Olympiasiegerin war. Nach 3:06 legte die Japanerin ihre Gegnerin mit einem Seoi-Nage auf den Rücken – der fünfte Ippon-Sieg zum fünften WM-Titel nach 2018, 2019, 2022 und 2023.

Und das zweite Gold des Tages ging auch an einen Japaner. An 66-Kilo-Mann Takeoka, der zwei Kämpfe mit Ippon und einen mit Yuko gewann, ehe er im Semifinale Orlando Polanco (CUB) ebenfalls vorzeitig bezwang. Im Finale gegen den Weltranglisten-Ersten Emomali reichte Takeoka ein Yuko für einen blitzschnell angesetzten De-Ashi-Barai (Beinfeger). Geschickt brachte er seine knappe Führung über die Distanz.

Bronze bei den Frauen ging an die Deutsche Mascha Ballhaus, die nach über zwei Minuten im Golden Score Kisumi Omori (JPN) mit Ippon besiegte, und – unter dem Jubel der 4.000 Fans in der Laszlo Papp-Arena – an die Ungarin Roza Gyertyas. Die zweite Bronzene bei den Männern schnappte sich Abe-Bezwinger Dzehbov. Übrigens: Österreich stellte in den Samstag-Kategorien keinen Judoka.

Japan (3/0/2) führt die Medaillenwertung überlegen vor Italien (dank Freitag-Gold von Assunta Scutto / bis 48 Kilo), Tadschikistan (0/1/1) sowie Frankreich, Kosovo und Kasachstan (je 0/1/0) an. Je eine Bronzemedaille haben bisher Ungarn, Spanien, die Mongolei, Deutschland und ein Judoka unter der IJF-Flagge.

Am Sonntag sind die Klassen Frauen bis 57 Kilo und Männer bis 73 an der Reihe – mit dem Mühlviertler Samuel Gaßner, der heuer im März Fünfter beim Heim-Grand Prix in Linz wurde und zwei Wochen später in Tiflis mit Bronze seine erste Grand Slam-Medaille gewann. „Wenn er die Leistung abrufen kann, die er in diesen beiden Turnieren gezeigt hat, ist Sami eine Überraschung zuzutrauen“, ist ÖJV-Headcoach Yvonne Snir-Bönisch vom Potenzial des 23-jährigen Olympia-Starters überzeugt. Gaßner, Nummer 31 im IJF-Ranking, ist in der ersten Runde gegen den Mongolen Uranbayar Odgerel (Nr. 83) Favorit.

Judo Austria und der Amoklauf

Mit Bestürzung hat man am Dienstag auch im Judoverband von den Ereignissen in einem Grazer Gymnasium erfahren, in dem ein Amokläufer zehn Menschen und sich selbst erschoss. „Unser Mitgefühl gilt den Familien und Freunden der getöteten Menschen und den Verletzten“, sagte ÖJV-Präsident Dr. Martin Poiger am Rande der WM in Budapest. Kurzfristig hatte der ÖJV sogar überlegt, die Mittwoch-Pressekonferenz mit Lubjana Piovesana und Shamil Borchashvili abzusagen. „Wir haben uns aber dann doch für die PK entschieden“, so Poiger, dem noch bei einem ganz anderen Szenario schlecht wird. Was wäre gewesen, wenn das Grazer Unter-21-Turnier zwei Wochen später gewesen oder diese Gräueltat zwei Wochen früher passiert wäre? Absage? Wer würde die Kosten für bereits gebuchte Flüge und Hotels tragen? Ist der Verband gegen derartige Vorkommnisse versichert? Poiger: „Daran mag ich gar nicht denken. Gottlob war das nicht der Fall.“

Foto oben: Auf Uta ABE (blau) ist Verlass! Sie stürmte mit fünf Ippon-Siegen zum fünften WM-Titel - @IJF / Emanuele Di Feliciantonio - Foto unten: Judo-"König" Hifumi ABE verneigt sich vor seinem Bezwinger Obid DZEHBOV - @IJF / Tamara Kulumbegashvili

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