Tops und Flops einer Olympia-Judo-Woche

Die Olympischen Spiele 2020 in Tokio sind noch im Gang, jetzt gibt es die großen Entscheidungen vor allem in der Leichtathletik – die Judoka aber räumten den Budokan und flogen schon zurück in ihre Heimat. Wir blicken auf eine Olympia-Woche auf der Tatami zurück – das fiel uns auf, das waren die Tops und Flops der olympischen Judobewerbe, die für Österreichs Judo mit zwei Medaillen die erfolgreichsten seit Los Angeles 1984 waren.

Sister-Act: Ganz Japan wurde euphorisch, als am vergangenen Sonntag (25. Juli) Hifumi und Uta Abe für das Double der beiden japanischen Geschwister sorgte. Gold an einem Tag, wie schon bei der WM 2018 – was müssen die beiden für einen medialen Druck ausgehalten haben, wie glücklich müssen sie über diesen Triumph gewesen sein! Der zweite Sister-Act klappte nicht ganz. Nora Gjakova holte zwar Gold für den Kosovo bis 57 Kilo, ihr Bruder Akil (bis 73 kg) wurde am selben Tag aber „nur“ Siebenter.

Hifumi und Uta Abe im schicken japanischen „Pyjama“ mit ihren Goldmedaillen

Gold Slam: Zweimal gelang Japan an einem Tag das Double. Nach Hifumi und Uta Abe am Donnerstag auch Aaron Wolf (bis 100 Kilo) und Shori Hamada (bis 78 Kilo). Mit insgesamt neun von 1 4 möglichen Goldenen hat Japan die Bewerbe klar dominiert – und trauert dennoch der zehnten nach. Denn der Sieg im Mixed-Finale gegen Frankreich wäre prestigeträchtig gewesen. So kassierte man ein 1:4 und erhielt nur Silber. Für das Team France hingegen war es ein Hammer. Und Teddy Riner kam so doch noch zu einer Goldmedaille. Apropos Riner: Insider glauben, dass der Superstar noch bis Paris 2024 weitermacht. Dann könnte er in seinem Wohnzimmer, dem Omnisport de Bercy, mit 35 Jahren den letzten Angriff auf sein drittes Einzel-Gold bei Olympia starten.

Politischer Konflikt: 2019 ist uns noch in Erinnerung, als Titelverteidiger Saeid Mollaei bei der WM in Tokio von der iranischen Regierung angehalten wurde, das Semfinale gegen den Belgier Matthias Casse zu verlieren, um im Finale nicht auf den Israeli Sagi Muki zu treffen. Mollaei musste auch den Bronze-Kampf verlieren, um nicht mit Muki auf dem Podest stehen zu müssen. Bei Olympia gab es Ähnliches. Der Algerier Fethi Nourine verzichtete auf den Start bis 73 Kilo, weil in der zweiten Runde ein Israeli Gegner gewesen wäre. Er und sein Trainer wurden von der IJF gesperrt. Das andere Bild: Bei den Frauen trat die mit einer Wildcard startende Tahani Alquathani aus Saudi-Arabien über 78 Kilo sehr wohl gegen die Israelin Raz Hershko. Der Applaus vieler war ihr sicher.

Tahani ALQUATHANI aus Saudi-Arabien trat gegen Raz HERSHKO aus Irasel an

Dresscode: Bei Turnieren auf der IJF-World Tour sowie bei Welt- und Europameisterschaften müssen die Coaches zum Finalblock im Anzug kommen und die Medaillengewinner zur Siegerehrung im weißen Judogi. Bei Olympia gab´s diese Regelung nicht. So war das Bild der Siegerehrungen ein viel Bunteres. Die Judoka kamen in ihrer nationalen Olympia-Dress, die Trainer auch „casual“. Das war ein erfrischender, bunter Anblick.

Erfolgreiche Spiele: Dass Japan klar dominieren würde, war von Beginn an klar. Dass aber der Kosovo mit zwei Goldmedaillen für Distria Krasniqi (bis 48 kg) und Gjakova (bis 57 kg) Zweiter der Medaillenwertung werden würde, hatte wohl niemand erwartet. Und dass Österreich mit zwei Medaillen – Silber für Michaela Polleres und Bronze für Shamil Borchashvili als Neunter unter 128 am Judo teilnehmenden Nationen nach Hause kommen würde, hätte man auch nicht erwarten dürfen. Erst einmal, 1984 in Los Angeles, hat es bei Olympia zwei Judo-Medaillen für Österreich gegeben. Wir freuen uns!

Ein stolzer ÖJV-Präsident: Martin POIGER mit Michi POLLERES und Shamil BORCHASHVILI, zwei Korporale

Dank an die Korporale: Polleres und Borchashvili sind ja als Heeressportler auch Korporale. Und Karl Schopf, österreichischer Vorsitzender der IJF-Ethik-Kommission, bedankte sich bei Verteidigungsministerin Claudia Tanner für die Unterstützung, auch im Namen des IJF-Präsidenten – und der ist ja (zumindest auf dem Papier) Österreicher. Marius Vizer wurde 1988 als Rumänien-Flüchtling von Österreich aufgenommen, später erhielt er die Staatsbürgerschaft. Heute lebt er in Budapest, wo der Sitz des Welt-Judoverbandes ist.

Die Olympia-Verlierer: Das sind Judoka wie Joshiro Maruyama (JPN/bis 66 kg), Christine Degu, zwei chi (CDN/bis 57 kg) oder Kokoro Kageura (JPN/über 100 kg). Alle Weltmeister, die aufgrund der Regel, dass pro Gewichtsklasse und Land nur ein Judoka zu Olympia durfte, zum Zuschauen verurteilt waren. Einige der besten Judoka der Welt durften deswegen in Tokio nicht auf die Matte! Hier wird sich die IJF wohl etwas überlegen müssen, denn Exoten zuzulassen und gleichzeitig Weltmeister auszusperren, ist wohl nicht das Gelbe vom Ei. Es bleibt zu hoffen, dass man für Paris 2024 eine bessere Lösung findet.

Foto oben: Das tat den Japanern weh - das "Team France" feiert den Triumph im olympischen Mixed-Bewerb. - Alle Fotos: @ IJF Media / Gabriela Sabau, Nicolas Messner und Emanuele Di Feliciantonio, Judo Austria

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