Sie ist 41 Jahre. Sie hat zweimal WM-Bronze (2005 und 2010), zweimal EM-Gold (2008 und 2011) und insgesamt neun EM-Medaillen, aber sie hat bei drei Versuchen noch kein olympisches Edelmetall und nur einen siebenten Platz 2012 in London. Sabrina Filzmoser (@Judo Austria/Oliver Sellner), die “Grand Dame” des österreichischen Judosports, steigt am Montag ein letztes Mal auf eine internationale Judomatte. Dass es bei Olympia ist und noch dazu im Budokan von Tokio, macht den Abschied vom Wettkampfsport für die aus Thalheim bei Wels stammende Oberösterreicherin noch emotionaler. Aber: Jetzt ist endgültig Schluss. Hoffentlich nicht nach ihrem ersten Kampf in der Klasse bis 57 Kilo gegen die Niederländerin Sanne Verhagen. Selbst wenn sie diesen Kampf gewinnt, der zweite würde um nichts leichter werden. Dann hieße die Gegnerin Nora Gjakova (KOS), heuer immerhin EM- und WM-Dritte.

Eigentlich war schon “Boarding completed” – aber auf den letzten Zacken schaffte es “Sabsi” noch in den Flieger nach Tokio. Sie ist die älteste Judoka, die 2019 mit 39 Jahren als Dritte beim Grand Slam in Budapest auf der World Tour einen Podestplatz erkämpfte. Der, im Nachhinein betrachtet, auch sehr wichtig war, dass Filzmoser jetzt in Tokio ihre vierten Olympischen Spiele bestreiten darf. “Ich wollte unbedingt meine Karriere in Japan beenden”, sagt Filzmoser, die übrigens 2002 beim berühmten Pariser Turnier erstmals auf ihre jetzige ÖJV-Cheftrainerin Yvonne Bönisch traf und gewann. Die Gesamtbilanz gegen die spätere und bislang einzige deutsche Judo-Olympiasiegerin (2004 in Athen) sieht aber negativ aus – 2:5 in sieben Kämpfen. Dennoch schwärmt Bönisch von “Sabsi” und traut ihr auch noch in Tokio “einen schönen Abschied von der Judo-Matte” zu.

Olympia ist aber nicht die Liebe Filzmosers. Nachdem vor Sydney 2000 der entscheidende WM-Kampf um einen Quotenplatz verloren gegangen war und 2004 eine Verletzung “Sabsis” Olympia-Debüt verhinderte, stieg sie 2008 in Peking als regierende Europameisterin erstmals auf die olympische Matte – und flog gleich aus dem Bewerb. Viele Tränen flossen über ihre Wangen. Vier Jahre später wurde sie in London zwar Siebente, aber das war auch nicht das Gelbe vom Ei. Und 2016 in Rio blieb sie leider auch unplatziert. In Tokio geht es wohl nicht mehr um eine Medaille, sondern darum, noch einmal diesen Flair zu erleben und einen würdigen Abschied zu liefern.

Um die Zukunft von Sabrina muss man sich keine Sorgen machen. Sie hat das Doktorat im internationalen Management abgelegt, eine Pilotenausbildung gemacht, hat ihre Liebe zum Himalaya entdeckt und dort den achthöchsten Berg der Welt, den Manaslu (8.163 Meter) ohne Sauerstoff bestiegen, leitet in Nepal ein Entwicklungsprojekt für Judo und hat sich neuerdings bei der ESA als Astronautin beworben. Als neu gewählte Chefin der Athleten-Kommission sitzt Filzmoser nun auch in der Exekutive des Welt-Judoverbandes. Aber Sabsi” ist in erster Linie Mensch. Ein guter. Ein sehr guter. Ein liebenswerter. Ein Mensch, wie man ihn sich nicht besser vorstellen könnte. Und daher wünschen wir alle diesem Menschen Sabrina Filzmoser, dass der letzte Auftritt auf einer internationalen Judomatte einer wird, der sie am Ende zufrieden und stolz machen wird. Es bleibt uns nur zu sagen: Danke, Sabsi, was du in den zwanzig Jahren für den Judosport in Österreich geleistet hast! Danke!