Am Mittwoch (31. März) jährt sich zum zehnten Mal jener Tag, an dem Österreichs erste Frau, die ein olympisches Judo-Finale erreicht hatte, für immer von uns ging. Claudia Heill – die Unvergessene. Wir haben Claudias Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 40, Nummer 71) besucht, ein Kerzlein angezündet und wollen heute der erfolgreichen Sportlerin, die nur 29 Jahre wurde, gedenken. Und zwar mit dem von LV-Pressereferent Josef Langer verfassten Artikel, der im 2018 erschienen Jubiläumsbuch “70 Jahre Österreichischer Judoverband” veröffentlicht wurde.

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Aus dem ÖJV-Jubiläumsbuch 2018 – “70 Jahre Österreichischer Judoverband

2004 erste Olympia-Medaille der Frauen, 2011 die Tragödie                  

Claudia Heill – die Unvergessene

Bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen gewann Claudia Heill als erste österreichische Frau olympisches Silber, knapp sieben Jahre später war ihr Leben jäh zu Ende. Einen Fenstersturz aus dem 6. Stock überlebte sie nicht. Trägodie statt Happy-End …

Rund 2000 Trauergäste waren am 19. April 2011 auf den Wiener Zentralfriedhof gekommen, um Claudia Heill auf ihrem letzten Weg zu einem Ehrengrab der Stadt Wien zu begleiten. Unter ihnen der damalige Sportminister Norbert Darabos und ÖOC-Präsident Karl Stoss, Judoka und Wegbegleiter der stets sympathischen Wienerin. Ein Meer von roten und weißen Rosen hatte den in der Karl-Lueger-Kirche aufgebahrten Sarg gesäumt. Der Abschied von Claudia Heill tat allen weh.

Claudia Heill war in der Nacht zum 31. März 2011 frühmorgens aus dem 6. Stock einer Wohnung in Wien-Landstraße gestürzt und dabei um ihr junges Leben, das nur 29 Jahre währte, gekommen. Die Umstände für den Sturz sind nach wie vor nicht restlos geklärt, die Polizei geht von einem Suizid (Selbstmord) aus. “Claudia war in ihrem Studium sehr erfolgreich, war ein sehr aktiver Mensch. Alle, die sie gekannt haben, sind vor den Kopf gestoßen”, so der damalige Judo-Verbandspräsident Dr. Hans Paul Kutschera in einem ORF-Interview zum Tod von Heill. “Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie, Österreichs Judosport hat einen schweren Verlust erlitten. Eine Lücke, die nicht zu schließen ist“, so Kutschera damals.

Heill hatte im Juni 2009 ihre Judo-Karriere beendet und in der Fachhochschule Wiener Neustadt den Studienlehrgang “Training und Sport” besucht. Sie arbeitete auch als Trainerin im Leistungsmodell Südstadt und war von ihrer Tätigkeit damals vollauf begeistert. „Ich werde dem Judo sicher erhalten bleiben. Das ist mein Sport. Aber jetzt kann ich endlich auch andere Dinge machen, auf die ich viele Jahre verzichtet habe”, meinte Heill, als sie ihren Rücktritt bekanntgab.

Ihre Judo-Laufbahn begann beim JC Tao, wo sie bald von ihrem späteren Langzeittrainer Hubert Rohrauer entdeckt wurde. Anfangs hatte Heill auch mit Volleyball geliebäugelt. Aber letztlich blieb sie dem Judo treu. Cafe+co Samurai und zuletzt Shiai-do Thermenregion in Wiener Neudorf waren Claudias weitere Vereinsstationen, mit einem kurzen Gastspiel dazwischen in Tirol.

Erstmals von sich reden machte sie im Jahr 2001, als sie in Paris ins EM-Finale kam und mit Silber ihre erste große Medaille bis 63 Kilo holte. Im selben Jahr erreichte sie das Halbfinale der WM in München, in dem sie – wie bei der EM – der Belgierin Gella Vandecaveye unterlag und im Kampf um Bronze an der Japanerin Ayumi Tanimoto scheiterte. Eine WM-Medaille sollte Heill verwehrt bleiben, aber bei Europameisterschaften räumte die Wienerin ab – insgesamt zweimal Silber (nach 2001 noch 2005) und dreimal Bronze (2002, 2003 und 2007). Dazu holte die Zeitsoldatin auch noch Gold bei den Militär-Weltmeisterschaften 2006.

Der Höhepunkt in der Karriere von Claudia Heill fand 2004 in Athen statt. Dort erreichte sie, exakt am 17. August, als erste österreichische Frau ein Olympia-Finale im Judo. Dabei hatte sie wohl auch etwas Glück. Denn im Kampf um den Finaleinzug gegen Urska Zolnir aus Slowenien war die Zeit schon abgelaufen, doch das Kampfgericht sprach gegen Zolnir noch eine Strafe aus – und Claudia stand im Finale. Wieder gegen Tanimoto, wieder verlor sie. Aber Silber war ihr sicher. Vier Jahre später startete Heill nochmals bei Olympia und wurde in Peking 2008 starke Fünfte. Dass sie überhaupt noch ein zweites Mal bei Olympia antrat, nachdem sie 2005 mehrfache Kreuzbandrisse hatte und lange ausgefallen war, schuldete sie ihrer EM-Bronzenen 2007. “Hätte ich da keine Medaille gemacht, wäre Peking 2008 kein Thema mehr gewesen”, so Heill damals.

Bei der Heim-EM 2010 in Wien unterstützte Claudia das Organisationsteam im Marketing und war bei den ORF-Übertragungen Co-Kommentatorin. Nicht einmal ein Jahr später mussten wir Claudia zu Grabe tragen. Sabrina Filzmoser, die nur zwei Tage nach dem auch für sie schwer zu ertragendem Begräbnis in Istanbul zum zweiten Mal Europameisterin wurde, sagte nach der Siegerehrung unter Tränen. “Diese Goldmedaille widme ich Claudia.” Ganz Sport-Österreich war betroffen – und ist es heute noch, wenn es sich des großartigen und unvergessenen Menschen Claudia Heill erinnert …

Verabschiedung von Claudia Heill - einige Fotos von unserer "alten" Homepage.