“Sollten wir im Herbst noch nicht Judo machen dĂ¼rfen, wĂ¼rde unsere Sportart von der Existenz bedroht!” Diese drastische Prognose äuĂŸert Ă–JV-Präsident Dr. Martin Poiger (Bild) im Gespräch mit judo-vienna.at. Der Burgenländer hofft aber, dass bis dahin die Eindämmung des Corona-Virus soweit im Griff ist, dass ein annähernd normaler Betrieb in Vereinen und Verband wieder möglich sein wird. “Ich wĂ¼rde mir von der Regierung, die einen guten Job macht, aber mehr Perspektiven wĂ¼nschen”, sagt der Judo-Chef.

Nach Ostern hatte Sportminister Vizekanzler Werner Kogler eine Lockerung der Regierungs-MaĂŸnahmen ab Mai fĂ¼r Sportarten wie Tennis oder Golf angekĂ¼ndigt. Er teilte ber auch mit, dass Kontaktsportarten warten mĂ¼ssten und Kampfsportarten wohl als letzte fĂ¼r Lockerungen in Frage kämen. NatĂ¼rlich war vom Shutdown auch der Ă–JV massiv betroffen. Home-Office, Video-Konferenzen mit dem Sportdirektor, den Trainern und Sportlern, Einstellen auf die völlig neue Situation, von der auch Poiger Ă¼berrascht wurde. “Beim Grand Slam im Februar in Paris hat IJF-Präsident Marius Vizer erstmals von einer Sonderregelung fĂ¼r chinesische Judoka gesprochen. Damals glaubten wir, es wäre ein China-Problem. Aber nach dem Ausbruch des Corona-Virus in Italien und der schnellen Ausbreitung in Europa war sehr bald klar, dass uns das Problem weltweit beschäftigen wĂ¼rde.”

Dass seit heute Spitzensportler wieder mehr trainieren dĂ¼rfen, sei ein erster Schritt. Und wenn ab Mai auch wieder in Vereinen trainiert werden kann, wenn auch nicht Judo selbst, sollten diese Chance möglichst viele nĂ¼tzen. Poiger: “Es gibt viele Möglichkeiten, unter Einhaltung des Sicherheitsabstandes zu trainieren. Der Ă–JV wird daher bis Ende April einen Leitfaden fĂ¼rs Training, zum Beispiel Zirkel und Laufen, erarbeiten. Aber wenn wir im September nicht wieder mit dem eigentlichen Judotraining beginnen dĂ¼rfen, können wir mit unserer Sportart zusperren.” Als Fachverbands-Präsident werde er noch fragen dĂ¼rfen, welche Perspektiven es gibt. “Entweder die Regierung, die sehr gute und richtiger MaĂŸnahmen getroffen hat, kennt ein Szenario und will der Bevölkerung nicht reinen Wein einschenken, oder sie weiĂŸ nichts. Aber ich hätte gerne eine Perspektive – best case und worst case.”

Die Folgen des COVID-19 sind im Judo gravierend – national wie international. Vorerst bis Ende Juni sind alle Meisterschaften und Turniere abgesagt, auch das internationale Unter-21-Turnier im Juni in Leibnitz. Die Bundesliga ist stillgelegt und soll an einem oder zwei Wochenenden im späten Herbst entschieden werden. Die Staatsmeisterschaften im Oktober in Oberwart sind noch geplant, ob sie aber stattfinden können, ist weiter fraglich. International ist die World Tour solange gestoppt, bis Judoka aus ALLEN Ländern wieder teilnehmen dĂ¼rfen. Und das kann noch sehr lange dauern. Die von Anfang Mai zunächst auf Juni und jetzt auf November verschobene EM in Prag ist deshalb freilich auch noch nicht sicher. “Die EM dann eventuell noch weiter nach hinten, in den Dezember, zu verschieben, geht sicher nicht. Dann mĂ¼ssen wir sie ganz absagen”, sagt Poiger, der ja auch das EJU-BĂ¼ro in Wien leitet.

Dennoch will der Ă–JV-Präsident den Vereinen Mut machen. “Ă–sterreich hat momentan die Lage gut im Griff. Wenn wir die Vorgaben der Regierung kennen, uns an sie halten und so dazu beitragen, dass wir dieses Virus möglichst bald besiegen, dann sollten alle wieder in ihre Vereine zurĂ¼ckkehren und unseren geliebten Judosport ausĂ¼ben. Vom VolksschĂ¼ler bis zum Leistungssportler. ´Bleib im Verein´ ist eine gute Aktion. Helfen wir alle mit, dass wir bald wieder auf die Matte steigen dĂ¼rfen!”

Das Gespräch mit Martin Poiger fĂ¼hrte Pressereferent Josef Langer.