Von 28. bis 31. August findet in Lima (Peru) die Kadetten-Weltmeisterschaft der (Unter 18) statt, für die bisher 411 Judoka aus 51 Ländern genannt haben. Auch ein Wiener ist, als einziger ÖJV-Athlet, dabei. Der noch 16-jährige Vardges Ghazaryan von der Sportunion Karuna Wien in der Klasse über 90 Kilo. Ein Abenteuer für den jungen Mann – es geht (fast) allein in die weite Welt …
Ganz allein wird Vardges allerdings nicht nach Südamerika reisen. Nachwuchs-Nationaltrainer Martin Grafl, der das Talent schon lange betreut, begleitet Ghazaryan. “Es wird nicht nur für Vardges ein Abenteuer, auch für mich”, sagt der Stadlauer, der viel auf seinen Schützling hält. “Gerade im Schwergewicht kommt es sehr auf die Auslosung an. Er kann einen der so starken Japaner, Brasilianer oder den estnischen Europameister bekommen und in der ersten Runde rausfliegen – aber er kann auch den einen oder anderen im Ranking besser platzierten Gegner schlagen und – das ist unser Ziel – vielleicht eine Medaille holen.”
Vardges Ghazaryan hat sich als EM-Fünfter sowie mit einem Europacup-Podestplatz (Bronze), drei fünften und einem sieben Platz für die WM qualifiziert. Nicht als einziger Österreicher – aber die Steirerin Nina Auer (bis 44 Kilo) musste verletzt für die WM absagen. So liegt alle Last auf den noch 16-jährigen Wiener, dessen Eltern aus Armenien stammen. Der, so Grafl, sich vor allem “durch sein Bewegungsgefühl, seine gute Technik und vor allem auch seine Schnelligkeit im Schwergewicht” auszeichnet. Mit seinen 115 Kilo ist der (nur) 1,73 Meter große Judoka (Nummer 25 im IJF-Ranking) aber bei weitem nicht der schwerste in seiner Kategorie. “Die Nummer 4 der Welt, gegen die Vardges bei der EM mit Waza-ari gewonnen hat, wiegt 150 Kilo”, weiß Grafl.
Der Junior selbst sieht noch im konditionellen Bereich Aufholbedarf. “Ich hasse den Golden Score – entweder gewinne oder verliere ich schon vorher”, sagt der in Wien geborene Judoka, der am 24. September 17 Jahre wird. Aber er schätzt sich selber als “technisch stark” ein, mag vor allem Beintechniken und Kata-Guruma, weniger allerdings den Bodenkampf. Kurios, dass er sich für die WM qualifiziert hat und nicht Lukas Angerer von den Galaxy Tigers, der den “Abenteurer” sowohl bei der Unter-18- als auch bei der Unter-21-Meisterschaft geschlagen hat. Aber international hat Vardges die Erfolge eingeheimst. “Luki ist ein Jahr jünger. Und da es für Vardges heuer das letzte Kadetten-Jahr ist, wird Angerer in seine Fußstapfen treten. Wir haben also derzeit zwei talentierte Schwergewichtler für die Zukunft”, ist Grafl optimistisch.
Ghazaryans Heimtrainer Henrik Schwam wird die WM von daheim verfolgen. Auch wenn der Karuna-Chef sehr gerne dabei sein würde – so eine weite Reise ist mit hohen Kosten verbunden, die Schwam aus seiner Privatschatulle berappen müsste. “Ich verfolge es im Judo-TV und werde mit Martin über Whats App verbunden sein. Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit, pflegen ein gutes Teamwork”, sagt Schwam, der ja auch Schriftführer im Landesverband ist. Henrik ist aber sonst bei fast allen Ereignissen dabei. Zur EM nach Sofia hat er sogar eine stundenlange Autofahrt auf sich genommen. “Vardges ist ein Riesentalent und ein Vorbild für andere!”
Nächsten Dienstag ist die Auslosung, am Mittwoch (28.) treten Ghazaryan und Grafl die Reise in die peruanische Hauptstadt an. Nur drei Tage später geht´s für Vardges auf die Matte. Warum reist man so knapp an? Grafl: “Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder früher hinreisen und sich dort auf den Zeitunterschied (minus 7 Stunden) vorbereiten, oder das schon in Wien durch angepasste Schlafzeiten simulieren. Wir haben uns für die zweite Variante entschieden.” Viel sehen von Lima werden die beiden kaum. Denn schon einen Tag nach seinem WM-Debüt geht es zurück in die Heimat.
Für den Junior, der im Juli bei seinen Verwandten in Armenien war und nur Europa – von diversen Turnieren und zuletzt vom Trainingslager im kroatischen Selce (“das liegt direkt am Meer, wir hatten auch Zeit, uns abzukühlen”) – kennt, ist es der erste Überseeflug. Alleine das wird schon aufregend! Und im Gepäck wäre sicher auch noch Platz für ein kleines Stück Edelmetall.
Alles Gute und viel Erfolg, lieber Vardges!
Foto: Vardges GHAZARYAN (weißer Judogi) beim Karuna-Vereinstraining mit Heimtrainer Henrik SCHWAM (rechts) - @Joe