Nachdem das IOC nur vier der insgesamt 17 qualifizierten Russen (und Weißrussen) für die Olympischen Spiele in Paris (ab 26. Juli) anerkannt hat, zog der russische Verband seine Teilnahme an den Spielen zurück. Die IOC-Entscheidung verstoße laut russischem Verband gegen das Statut des Internationalen Olympischen Comites. Indes wurden vom IOC die von der IJF genannten sechs ÖJV-Judoka bei den Spielen bestätigt. Damit steht auch seitens des ÖOC der Nominierung nichts mehr im Wege.
Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine sind russische und weißrussische Judoka auf der World Tour nur noch als “Individual Neutral Athletes” (AIN) zugelassen. Für sie wird bei einem Sieg nicht die nationale Hymne abgespielt, sondern die der IJF. Und auch ihre Medaillen scheinen in keiner Statistik auf. Für Paris hätten sich 17 Judoka qualifiziert. Ihr bester: Inal Tasojew, 26 Jahre, Nummer 2 in der Klasse über 100 Kilo hinter Frankreichs Superstar Teddy Riner. Zweimal war der Russe, der sich vor einigen Jahren auch oft mit unserem Schwergewichtler Stephan Hegyi matchte, Europameister. Bei den Spielen 2021 in Tokio wurde ihm aber Tamerlan Baschajew (der Dritter wurde) vorgezogen, jetzt verpasst Tasojew Olympia erneut. Er wäre aber auch nicht einer der vier “Zugelassenen” gewesen.
Am Freitag hatte das IOC lediglich vier von 17 sportlich qualifizierten Aktiven in 14 Gewichtsklassen aus Russland für die Spiele in Frankreich als “neutrale Athleten” zugelassen. Es wären gewesen: Dali Liluashvili (bis 63 Kilo), Elis Startseva (über 78 Kilo), Makhmadbek Makhmadbekov (bis 73 Kilo) und Valerii Endovitskyi (über 100 Kilo). Die Russen bezeichneten ihre anschließende Maßnahme in einer offiziellen Mitteilung als “Boykott” und erklärten weiter: “Alle fortschrittlichen Menschen verstehen, dass die Judo-Wettbewerbe bei den Spielen ohne russische Athleten unvollständig sein werden und die Champions nicht die Genugtuung erhalten werden, ein geschwächtes olympisches Turnier zu gewinnen.” Das wird den anderen aber wohl ziemlich egal sein …
Österreichs sechsköpfiges Team wurde bestätigt. Mit Michaela Polleres (JC Wimpassing), der Olympia-Zweiten von Tokio 2021, wird bis 70 Kilo auch eine Gesetzte (Nummer 3) auf die olympische Tatami steigen, dazu sind Lubjana Piovesana (LZ Hohenems / bis 63 Kilo), Wachid Borchashvili (LZ Multikraft Wels / bis 81 Kilo) und Aaron Fara (Wimpassing / bis 100 Kilo) direkt qualifiziert, Katharina Tanzer (SU Noricum Leibnitz / bis 48 Kilo) über die kontinentale Europa-Quote und Samuel Gassner (UJZ Mühlviertel / bis 73 Kilo) als “Wild Card” für den Mixed-Bewerb. Wir werden demnächst alle sechs ÖJV-Starter in Paris in einer Serie vorstellen.
Foto: Inal Tasojew (weißer Judogi) darf als Nummer 2 nicht zu Olympia - @IJF / Marina Mayorova