Man stelle sich einmal vor: Der Olympiasieger und vierfache Weltmeister Hifumi Abe kam nicht zur WM nach Abu Dhabi, um fĂ¼r die Olympischen Spiele nichts zu riskieren, auch Joshiro Maruyama, der ihn 2019 schlug und selbst den Titel holte, ist nicht im Emirat – dann kommen die Nummer 3 und 4 und stehen beide im WM-Finale! Ein “Luxusproblem””” der Japaner! Ryoma Tanaka gewann es und lieĂŸ die Söhne Nippons endlich auch in der Mubadala-Arena jubeln. Die beiden Ă–JV-Athleten schieden am Pfingstmontag aus, jetzt hofft man auf die vier Starter am dritten Wettkampftag – wird´s gar ein “Super-Dienstag” fĂ¼r Rot-WeiĂŸ-Rot?

Die Wienerin Laura Kallinger (Judoring / bis 57 Kilo) musste sich nach tapferer Gegenwehr in Runde 1 geschlagen geben, und auch der MĂ¼hlviertler Samuel Gassner (bis 73 Kilo) schied nach einem Auftaktsieg aus. Kallinger unterlag – wie erwartet – bis 57 Kilo der Mongolin Enkhriilen Lkhagvatogoo kurz vor dem Ende mit dem zweiten Waza-ari. Ihre Gegnerin, zweifache WM-Dritte der beiden letzten Jahre, war klar besser, aber die 21-jährige Wienerin verteidigte sich bei ihrer ersten WM tapfer. Gassner feierte zwar gegen Antonio Tornal (DOM) einen Ippon-Sieg (Osaekomi), verlor aber dann gegen den Algerier Messaoud Redouane Dris mit Ippon, nachdem er einen Waza-ari-RĂ¼ckstand egalisiert hatte. Jetzt hofft man im Ă–JV-Lager auf den dritten WM-Tag – wird es fĂ¼r Lubjana Piovesana (ULZ Hohenems), die Wienerin Magda Krssakova (JC Sirvan / beide bis 63 Kilo) sowie Wachid Borchashvili (LZ Multikraft Wels) und Bernd Fasching (Allianz Kukla Galaxy Tigers / beide bis 81 Kilo) gar ein “Super-Dienstag”? Fasching, der ursprĂ¼nglich nur fĂ¼r den Mixed-Bewerb vorgesehen war, rutschte durch die WM-Absage des Olympiadritten Shamil Borchashvili in die Mannschaft – so gibt der Wiener in der Mubadala-Arena sein WM-DebĂ¼t im Einzel.

Während am Montag bei den Frauen bis 57 Kilo die kanadische Titelverteidigerin Christa Deguchi das Finale gegen die Koreanerin Mimi Huh nach 8:18 Minuten im Golden Score (12:18 insgesamt) mit 3:2 Shidos (Hansokumake) verlor und so ihren dritten WM-Titel verpasste, gab es auch bei den Männern – wie schon am Sonntag – neue Weltmeister. Tanaka gewann das japan-interne Finalduell gegen Takesahi Takeoka, aber in zwei Monaten sehen beide wohl nur im Fernsehen, wie ihr Landsmann Abe um olympisches Gold kämpfen wird. In dieser Klasse holte Finnland Ă¼brigens mit Bronze durch Luukas Saha (ja, sein Vorname schreibt sich mit zwei “u”) die erste WM-Medaille seit Juha Salonen (Bronze Ă¼ber 95 Kilo) 1981, also seit 43 Jahren! Und bis 73 Kilo feierte ein mehrfacher Europameister endlich auch seinen ersten WM-Titel – Hidayat Heydarov (AZE) schlug Tatsuki Ishihara mit Ippon nach Videobeweis, nachdem der Japaner schon mit Waza-ari voran gelegen war. Daraus ergibt sich nach zwei Tagen im Medaillenspiegel die “standesgemĂ¤ĂŸe” FĂ¼hrung fĂ¼r Japan (1/2/3) vor Italien (1/1/0) und der Mongolei (1/0/1).

Was fiel sonst noch auf an den ersten beiden WM-Tagen? Viele Entscheidungen am Boden (vor allem Osaekomi und starke Stand-Boden-Ăœbergänge) und viele Hansokumake (Disqualifikationen) auch wegen der sogenannten “Kopf-Angriffe”. Dazu äuĂŸerte sich auch Daniel Lascau, der Referee Head Director der IJF, mit einem Appell. “Wir mĂ¼ssen ein Bildungsprogramm fĂ¼r Trainer und Athleten fortsetzen, um die Sicherheit unserer gesamten Judo-Familie zu gewährleisten und Judo von höchster Qualität auf der ganzen Welt zu fördern,” meinte der gebĂ¼rtige und einst nach Deutschland geflĂ¼chtete Rumäne, der 1991 in Barcelona sensationell Weltmeister bis 78 Kilo wurde. Kaum zu glauben, wenn man ihn jetzt sieht – heute wĂ¼rde er wohl gegen Teddy Riner antreten mĂ¼ssen. Ăœbrigens kommt der IJF-Kampfrichter-Chef in knapp zwei Wochen nach Graz zum groĂŸen Unter-21-Turnier. “Wir haben da einige PrĂ¼fungen fĂ¼r die IJF-A-Lizenz”, verriet der 55-Jährige.

Die Vorrunden am Dienstag beginnen erst um 10 Uhr MESZ, da nur zwei Gewichtsklassen ausgetragen werden. Der Finalblock beginnt, wie immer, um 16 Uhr.

Foto: Ryoma TANAKA ist der neue Weltmeister bis 66 Kilo - @IJF / Tamara Kulumbegashvili