Kein „Sister-Act“ im Emirat

Auch wenn sieben Titelverteidiger dabei sind – der Judo-WM 2024 in Abu Dhabi fehlen vier absolute Superstars: Neben Schwergewichts-Ikone Teddy Riner (FRA) haben es auch die japanischen Olympiasieger Naohisa Takato (bis 60 Kilo) sowie Hifumi und Uta Abe vorgezogen, zwei Monate vor den Spielen nichts mehr zu riskieren. Damit kommt es im Emirat auch nicht zu einem weiteren „Sister-Act“ der beiden. Am ersten WM-Tag verlor Österreichs erste Teilnehmerin ihren ersten Kampf – die Steirerin Katharina Tanzer schied bis 48 Kilo aus. Am Montag feiert die Wienerin Laura Kallinger (Judoring) bis 57 Kilo ihr WM-Debüt, auch der Mühlviertler Samuel Gassner (73 kg) ist im Einsatz.

2018 schrieben Hifumi und Uta Abe Geschichte. Sie wurden in Baku als erstes Judo-Geschwisterpaar am selben Tag Weltmeister! Sie bis 52 Kilo, er bis 66 Kilo. Zwei weitere „gemeinsame“ Gold-Tage bei Weltmeisterschaften (2022 und 2023) und der gemeinsame Olympiasieg im Budokan von Tokio sollten folgen, insgesamt sind beide schon viermal Weltmeister. Hifumi, der etwas ältere, schon 2017, aber nicht in Tokio 2019, als er im Semifinale seinem Landsmann Joshiro Maruyama unterlag und „nur“ WM-Dritter wurde. Maruyama, der „Mister Uchi Mata“, holte damals Gold! Vor den Olympischen Spielen von Tokio hatte es zwischen Abe und Maruyama einen 20 Minuten (!) dauernden Kampf um das eine Ticket gegeben, in dem sich Hifumi durchsetzte. Heuer war – nachdem Abe die letzten beiden Weltmeisterschaften gewonnen hatte – kein Ausscheidungsduell für Olympia notwendig. Abe ist fix in Paris, und Maruyama darf nicht einmal als „Notnagel“ auf die Matte. Japan schickte die Nummer 18 und 40 der Weltrangliste. Auch Riner hat einen Start in Abu Dhabi nicht notwendig – „zu gefährlich“, winkte der 35-Jährige ab.

Am Sonntag begann sie also, die – vom Zeitpunkt her – bei vielen ungeliebte WM in der Mubadala-Arena von Abu Dhabi. Mit einer Überraschung – denn am ersten Tag bei drei Gewichtsklassen schaffte es kein Japaner ins Finale! Weil neben Uta Abe auch Takato (ist ebenso vierfacher Weltmeister) fehlte und sein Landsmann Taiki Nakamura im Semifinale bis 60 Kilo am Georgier Giorgi Sardalashvili mit Waza-ari scheiterte, „nur“ Bronze holte. Junioren-Weltmeister Sardalashvili gewann in Folge Gold, wobei er sich im Golden Score nach mehr als sechs Minuten gegen Yung Wei Yang (TPE) gerade noch aus dem Osaekomi befreien konnte und selbst einen Konter landete. Mit 20 Jahren ist er jetzt der jüngste georgische Weltmeister aller Zeiten! Die erste Goldene dieser WM ging bei den Frauen bis 48 Kilo an die Mongolei durch Baasankhuu Bavuudorj, die das Finale gegen Assunta Scutto für sich entschied. Die Italienerin wurde nach einem Seoi-Nage-Ansatz mit Sumi-gaeshi entscheidend gekontert. Es ertönte aber doch noch die italienische Hymne an diesem Tag – denn bis 52 Kilo trat Odette Giuffrida die Abe-Nachfolge mit einem Waza-ari-Sieg über die Usbekin Diyora Keldiyorova an. Damit ist Italien unter den 107 Nationen (658 Judoka) erster Leader in der Medaillenwertung.

Für unsere Katharina war die WM leider nach vier Minuten zu Ende. Nach einem Freilos verlor die Leibnitzerin in der zweiten Runde gegen die Schwedin Tara Babulfath (die später WM-Bronze gewann) im Finish mit Osaekomi, nachdem Tanzer zuvor schon zwei Shidos auf der Tafel hatte. Schade! Montag bekommt es Kallinger mit der 18-jährigen Mongolin – oh Gott, dieser Name! – Enkhriilen Lkhagvatogoo zu tun, die trotz ihres zarten Alters schon zweimal (2022 und 2023) als Dritte auf dem WM-Podest stand. Das wird bei ihrem WM-Debüt eine mit Sicherheit schwierige Aufgabe für die 21-jährige Architekturstudentin aus Wien! Für Gassner geht es zunächst bis 73 Kilo gegen Antonio Tornal aus der Dominikanischen Republik. Bis 66 Kilo bei den Männern ist kein rot-weiß-roter Judoka am Start. Vorrunden ab 8.30 Uhr MESZ (im Livestream), Finalblock (wie jeden Tag) ab 16 Uhr (auch in ORF Sport+).

Rang 5 für Vardges

An der „Nebenfront“ gab es beim Kadetten-Europacup in Bielsko Biala (POL) einen fünften Platz für Vardges Ghazaryan (SU Karuna Wien) in der Klasse über 90 Kilo. Im Kampf um Bronze musste er sich dem Ukrainer Oleh Fesenko mit zwei Waza-ari geschlagen geben. Die Oberösterreicherinnen Isabella Stögmüller (Reichraming / bis 48 kg) und Claire Pröll (Mühlviertel / bis 70 kg) wurden jeweils Siebente. Unter 30 Nationen (833 Judoka) belegte Österreich damit den 18. Platz. Beste Nation war die Ukraine (4/0/2) vor Deutschland (3/2/0) und Kasachstan (2/5/4). Sieben weitere Nationen holten je einen Klassensieg.

Foto: Scuttos Seoi-Nage-Ansatz, doch dann wurde die Italienerin von der Mongolin Bavuudorj gekontert - @IJF / Tamara Kulumbegashvili

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