Kein „Sabsi“-Sieg, aber „Standing ovations“

Der erste Auftritt einer Österreicherin im olympischen Judoturnier in Tokio war auch der letzte in einer großen Karriere – Sabrina Filzmoser musste sich am Montag in der ersten Runde der Klasse bis 57 Kilo der Niederländerin Sanne Verhagen mit Ippon geschlagen geben und schied aus. Es war ein sehr emotionaler Abschied vom Wettkampfsport. „Ich war gut drauf, habe alles versucht. Verhagen hat am Boden mehrmals gut geblockt. Für mich war es eine große Ehre, im Budokan meine aktive Karriere zu beenden“, meinte „Sabsi“ nachher. Im ehrwürdigen Budokan gab es von fast allen Offiziellen und anderen Judoka „Standing Ovations“ für die Oberösterreicherin. Auch die weltweit veröffentlichte Presse-Aussendung der IJF würdigte „Sabsi“ (siehe den englischen Text unter den Ergebnissen). Japan holte am dritten Judo-Tag das vierte Gold, der Kosovo sensationell schon das zweite!

Der Frauenbewerb bis 57 Kilo endete mit einer Überraschung. Nicht die topgesetzte Weltmeisterin Jessica Klimkait aus Kanada und auch nicht Lokalmatadorin Tsukasa Yoshida erreichten das Finle (beide wurden Dritte), sondern Nora Gjakova und Sarah Leonie Cysique (FRA). Und Gjakova sorgte für das zweite Gold für den Kosovo bei diesen Spielen! Zuvor hatte die aktuelle Europameisterin im Semifinale Yoshida bezwungen. Im anderen Semifinale hatte sich Cysique gegen Klimkait durchgesetzt. Übrigens: die sechsfache Europameisterin Telma Monteiro (POR), auch schon 35 und jahrelange Gegnerin unserer „Sabsi“, schied in der zweiten Runde aus. Damit bleibt der vierfachen Vize-Weltmeisterin ein olympisches Finale verwehrt.

Bei den Männern bis 73 Kilo setzte sich Top-Favorit Shohei Ono (JPN) unter den 36 Judoka durch, besiegte im Semifinale den Mongolen Tsogtbaatar Tsend-Ochir und im Finale den Georgier Lasha Schawtaduashvili, der schon im Semifinale gegen den Südkoreaner Changrim An 8:37 Minuten gehen musste. Im Endkampf kam der „Mister Uchi Mata“ mit seinem Spezialwurf lange nicht durch, erst nach insgesamt 9:25 Minuten stand der Lokalmatador als Olympiasieger fest. Übrigens hätte es nur einen Tag nach dem Gold-Double der Geschwister Uta und Hifumi Abe den zweiten „Sister Act“ geben können. Denn auch der Bruder von Nora Gjakova, Akil Gjakova, kam in den Finalblock, wurde aber „nur“ Siebenter. Das wird aber der Freude im Hause Gjakova wohl keinen Abbruch tun.

Nach drei Judo-Tagen im Budokan führt Japan (4/1/1) die Medaillenwertung erwartungsgemäß an. Vier von sechs Goldmedaillen sind exakt zwei Drittel! Die Sensation aber ist der Kosovo mit zweimal Gold! Dahinter Frankreich (0/2/1), Georgien (0/2/0), Chinese Taipei (0/1/0), Südkorea (0/2/1) und die Mongolei (0/2/0).

Am Dienstag sind zwei ÖJV-Judoka im Einsatz. In der Frauen-Klasse bis 63 Kilo hat die Wienerin Magda Krssakova vom JC Sirvan die Chinesin Junxia Yang zur Gegnerin, bei den Männern bis 81 Kilo wartet auf Shamil Borchashvili mit dem Portugiesen Anri Egutidze gleich der WM-Dritte von Budapest 2021. Im Falle eines Sieges ginge es wohl gegen den Israeli Sagi Muki, seines Zeichens Weltmeister 2019. Da gibt es nichts zu verlieren!

Ergebnisse nach dem 3. Tag

Frauen bis 57 kg:
1.GJAKOVA NoraKOS
2.CYSIQUE Sarah LeonieFRA
3.YOSHIDA TsukasaJPN
3.KLIMKAIT JessicaCAN
5.LIPARTELIANI EteriGEO
5.KAJZER KajaSLO
7.KOWALCZYK JuliaPOL
7.NELSON LEVY TimnaISR
Medaillenstand
RGNationGoldsilberbronze
1.Japan411
2.Kosovo200
3.Frankreich021
4.Georgien020
5.Chinesisch Taipe010
Männer bis 73 kg:
1.ONO ShoheiJPN
2.SHAVDATUASHVILI LashaGEO
3.TSEND-OCHIR TsogtbaatarMGL
3.AN ChangrimKOR
5.ORUJOV RustamAZE
5.MARGELIDON ArthurCAN
7.BUTBUL ToharISR
7.GJAKOVA AkilKOS
Foto ganz oben: Habe die Ehre! Sabrina FILZMOSER verneigt sich vor den wenigen Menschen in der Halle, vor dem ehrwürdigen Budokan - auch als Dank für alles, was sie in mehr als 20 Jahren auf den Matten der Welt geleistet und erlebt hat. Wir danken dir, liebe Sabsi!  - Alle Fotos: @ IJF Media, Gabriela Sabau, Emanuele Di Feliciantonio

Auszug aus der Presse-Aussendung der IJF vom Montag

Sabrina’s final moment was very moving and the delegations and officials present were not mistaken when Sabrina left the tatami of the Nippon Budokan to the ovation of the public; an ovation worthy of the incredible career of this champion. She participated for the first time in the Olympic Games in 2008 in Beijing, was world number one for a while, won two European titles and two world bronze medals. Today Sabrina leaves the high level tatami as an IJF Climate Ambassador and she was recently elected by her peers as Chair of the IJF Athletes‘ Commission. We will continue to see her in the judo world, in a different position. She can be thanked for all she brought to judo and all she is still willing to share with our judo family. That moment when Sabrina left the mat was very special, for a very special person. Hats off, champion!

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