Erst Superstar stoppte Magda – EM-Silber!

Großartiger Erfolg für Magda Krssakova bei der Judo-EM in Prag. Die Wienerin vom JC Sirvan holte mit Silber bis 63 Kilo ihre erste EM-Medaille! Nach einem Freilos schlug die 26-Jährige zunächst die Spanierin Isabel Puche im Golden Score mit Ippon, danach die slowenische Olympiasiegerin Tina Trstenjak ebenfalls in der Verlängerung mit Waza-ari. Es war der erste Sieg über die Slowenin im sechsten Duell. Im Semifinale gegen die deutsche Ex-Europameisterin und WM-Dritte Martyna Trajdos benötigte Magda nur 32 Sekunden für einen tollen Beinwurf (Tani-otoshi), der ihr den Ippon-Sieg brachte. Im Finale hatte sie aber gegen den Superstar in dieser Klasse, die Französin Clarisse Agbegnenou, keine Chance. Nach 23 Sekunden holte die vierfache Weltmeisterin auch ihren fünften EM-Titel …

Sie sprang in die Höhe, applaudierte sich selbst und brach in Tränen aus. Magdalena Krssakova, am 3. März 1994 in Bratislava geboren, früh in ihrem Leben nach Wien gezogen, hat soeben mit dem Ippon-Sieg über die Deutsche Trajdos das Finale erreicht! Drei Grand Prix-Erfolge hatte sie davor schon geholt, in Tiflis, Cancun und Antalaya. Aber noch keinen Podestplatz bei einem Grand Slam und auch nicht bei einer EM. Lange stand sie etwas im Schatten ihrer internen Rivalin Kathrin Unterwurzacher, mit der sie sich um das eine Olympia-Ticket ritterte, ehe die Tirolerin ihre Karriere heuer beendete. Jetzt ist Magda, wie auch zuvor Unterwurzacher, Vize-Europameisterin. Dass es gegen Agbegnenou nicht klappte, sollte die Wiener „Judosportlerin des Jahres“ nicht zu sehr kränken. Silber ist Silber! Und dieses Edelmetall ist die richtige Motivation jetzt auf dem weiteren Weg zu den Olympischen Spielen 2021 in Tokio.

„Ich bin total happy!“, freute sich Magda nach der Siegerehrung. „Unglaublich, was mir heute gelungen ist. Nur im Finale hätte ich gerne etwas länger gekämpft, mehr Gegenwehr gezeigt Aber ich habe leider einen falschen Schritt gemacht, und sie hat mich sofort erwischt.“ Nach ihrem Sieg über Trajdos im Semifinale war ihr die erhoffte Medaille sicher. „Die Medaille war mein großes Ziel. Ich hätte es aber nicht für möglich gehalten, dass es so gut funktioniert.“ Lob gab es von allen Seiten. „Magda hat sich stark verbessert. Sie traut sich jetzt auch, mehr anzugreifen. Die Trainer haben sehr gute Arbeit geleistet. Ich gratuliere Magda, aber auch ihrem Vereinstrainer Amjad Karimyan, sehr herzlich. Ich freue mich, dass sie das geschafft hat“, sagt Wiens Judo-Verbandspräsident Ernst Raser. „Magda hat überzeugendes Angriffs-Judo gezeigt. Im Finale hat sie vielleicht zu viel gewollt“, meinte Nationaltrainer Patrick Rusch. „Aber sonst war das ein richtig toller Tag! Magda hatte ein Hammerlos, hat hintereinander mehrere Angstgegnerinnen besiegt. Hut ab!“

Österreichs große Medaillenhoffnung Michaela Polleres (Wimpassing) schied hingegen bis 70 kg mit einer Auftakt-Niederlage gegen die Slowenin Anke Pogacnik (Waza-ari) überraschend aus. Ihr Klubkollege Lukas Reiter (bis 73 Kilo) bot eine starke Leistung und wurde nach zwei Siegen und zwei Niederlagen Siebenter. Die beiden Welser Brüder Wachid und Shamil Borchashvili (beide bis 81 kg) mussten allerdings vorzeitig die Segel streichen. Am Sonntag sind noch zwei Wiener Judoka im Einsatz: Bis 90 Kilo Marko Bubanja (Volksbank Galaxy Tigers), der auf den Polen Piotr Kuczera trifft; und Stephan Hegyi (SC Hakoah), der im superstark besetzten Schwergewicht (über 100 Kilo) zwar ein Freilos hat, dann aber gewinnen muss und im Poolfinale wohl auf seinen russischen Angstgegner Inal Tasojew treffen würde. Lokalmatador Lukas Krpalek, Weltmeister 2019, ist Gold-Favorit.

Neben Agbegnenou gab es ein weiteres Gold für Frankreich durch Margaux Pinot bis 70 Kilo. Bei den Männern sorgte der starke Moldawier Victor Sterpu, der auf seinem Weg zu Gold auch Reiter bezwang, für eine Sensation. Bis 81 Kilo setzte sich der Georgier Tato Grigalashvili durch, Vize-Weltmeister Matthias Casse (BEL) wurde nur Dritter. Damit führt nach zwei Tagen in der Medaillenwertung Frankreich (3/0/3) vor Russland und Georgien (je 1/1/1). Weitere bisherige Europameister stellen Aserbaidschan, Moldawien, Italien und Ungarn. Österreich ist dank der Silbernen von Krssakova Neunter unter 40 Nationen und hat jetzt schon das Medaillenziel erreicht. Seit 2013 hatte es für den ÖJV immer zumindest eine EM-Medaille gegeben, Krssakovas Silber war die zehnte in diesem Zeitraum (3 Silber, 7 Bronze). Und wir dürfen ja noch auf Samstag hoffen …

Alle Ergebnisse aus Prag findet ihr hier.

Foto oben: Krssakova (weißer Judogi) in ihrem ersten EM-Kampf gegen die Spanierin Puche - der Anfang auf dem Weg zu EM-Silber. - @EJU/Gabi Juan

Mehr über Magda könnt ihr in unserem Portrait aus dem Jahre 2018 erfahren, wo wir sie in unserer Serie „Menschen im Judo“ vorgestellt haben.

J.L.

Foto unten: Mein Gott, jetzt hat sie´s! Frei nach „My Fair Lady“ – Magda Krssakova mit der ersehnten EM-Medaille, die silbern ist. – @Judo Austria

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