Saeid Mollaei, hier noch mit dem iranischen Wappen auf seinem weißen Judogi, bei der WM in Tokio – ab sofort kämpft der Weltmeister 2018 und österreichische Bundesliga-Champion (als Legionär der Galaxy Tigers) für sein neues Land Mongolei – Foto: Rafal BURZA (Kanada)

Unter den acht ÖJV-Judoka, die ab Donnerstag beim Masters in Qingdao (China) um wichtige Punkte in der Olympia-Qualifikation kämpfen werden, sind mit Magdalena Krssakova (JC Sirvan/bis 63 Kilo) und Stephan Hegyi (SC Hakoah/über 100 Kilo) auch zwei Wiener dabei. Es rumort nicht nur sportlich, sondern auch abseits der Matte. So wurde der Iraner Saeid Mollaei von der Mongolei eingebürgert, und nach dem weltweiten Ausschluss Russlands durch die WADA ist die Zukunft der Sbornaja-Judoka völlig ungewiss.

Als einzige Österreicherin in Qingdao ist die Wimpassingerin Michaela Polleres als Dritte bis 70 Kilo gesetzt. Sie matcht sich im IJF-Ranking mit der zweitplatzierten Schwedin Anna Bernholm, auf die ihr nur läppische 28 Punkte fehlen. In der Klasse bis 63 Kilo geht das interne ÖJV-Duell um ein Olympia-Ticket in die nächste Runde. Krssakova hat mit 2814 Punkten und Rang 17 (noch) die Nase vorn, aber die Tirolerin Kathrin Unterwurzacher (JZ Innsbruck) ist nur fünf Plätze und 408 Punkte dahiner in Lauerstellung. Noch bis Ende Mai in Doha, dem letzten Masters der Olympia.Qualifikation für Tokio 2020, könnte dieser Zweikampf spannend bleiben. Bei den Männern bekommt es Hegyi weder mit der Nummer 1 des IJF-Rankings, Guram Tushishvili aus Georgien, noch mit Superstar Teddy Riner zu tun. Der Franzose, der im Ranking derzeit nur auf Platz 31 liegt und eigentlich dringend “Big points” benötigen würde, fehlt in China ebenso wie Tushishvili. Dem Vernehmen nach soll Riner erst beim Heimturnier, dem Grand Slam in Paris-Bercy am 8./9. Februar 2020, wieder auf die internationale Wettkampfmatte steigen. In Qingdao topgesetzt ist der tschechische Olympiasieger und Weltmeister Lukas Krpalek, auch Legionär in Österreich bei Bundesliga-Meister Volksbank Galaxy Tigers.

Unter neuer Flagge in Qingdao als einer von 450 Judoka aus 67 Ländern dabei ist der frühere Iraner Saeid Mollaei, der im November mit den Galaxy Tigers als Legionär die heimische Bundesliga gewann. Die Geschichte um den Weltmeister 2018 schreibt eine Fortsetzung – nachdem Mollaei bei der WM in Tokio das Semifinake bis 81 Kilo gegen den Belgier Matthias Casse verlieren MUSSTE, um nicht im Finale gegen den späteren Weltmeister Sagi Muki aus Israel antreten und Repressalien der iranischen Führung gegen seine Familie befürchten zu müssen, setzte sich Mollaei zu seiner Verlobten nach Deutschland ab. Mittlerweile wurde Mollaei von der Mongolei eingebürgert, wo der Präsident des Judoverbandes zugleich Staatspräsident ist. Mollaei ist in Qingdao als Nummer 3 gesetzt. Gespannt darf man aber auch auf die Reaktion der IJF auf das heutige Urteil der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), die Russland für vier Jahre von allen großen Sportevents ausschloss, sein. Russland legt gegen dieses Urteil Berufung beim CAST ein, aber es ist davon auszugehen, dass der Internationale Sportgerichtshof das WADA-Urteil bestätigen wird. Spannung pur auch abseits der Matte!

Das ÖJV-Aufgebot für das Masters in Qingdao – Frauen: Sabrina FILZMOSER (Multikraft Wels/bis 57 Kilo), Kathrin UNTERWURZACHER (JZ Innsbruck/63), Magda KRSSAKOVA (JC Sirvan/63), Michaela POLLERES (JC Wimpassing/70). – Männer: Shamil BORCHASHVILI (Wels/81), Aaron FARA (Wimpassing/bis 100), Laurin BÖHLER (LZ Vorarlberg/bis 100) und Stephan HEGYI (SC Hakoah/über 100 Kilo). – Zeitplan, Donnerstag: F48/52/57, M 60/66; Freitag: F 63/70, M 73/81; Sonntag: F -78/+78, M 90/-100/+100 Kilo. Der Finalblock beginnt jeweils um 17 Uhr Lokalzeit (10 Uhr MEZ).